Sobotka strikt gegen Asylwerber auf dem Lehrlingsmarkt

Innenminister Wolfgang Sobotka: „Keine Öffnung des Arbeitsmarktes für Asylwerber“
Innenminister Wolfgang Sobotka: „Keine Öffnung des Arbeitsmarktes für Asylwerber“ APA/EXPA/MICHAEL GRUBER
  • Drucken

Die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich sei nicht die passende Ausgangssituation, um sich über eine Öffnung des Lehrstellenmarktes für Asylwerber Gedanken zu machen, sagt Innenminister Wolfgang Sobotka.

Dem Vorschlag von AMS-Chef Johannes Kopf, den gesamten Lehrstellenmarkt für jugendliche Asylwerber zu öffnen, erteilt Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) eine Absage: "Wir können in einer Zeit, in der Österreich massiv durch einen Flüchtlingsstrom belastet ist, nicht ernsthaft über eine Öffnung des Arbeitsmarktes, in welcher Form auch immer, reden", so Sobotka in einer Aussendung am Montag.

"Dieses Signal würde innerhalb kürzester Zeit via Soziale Netzwerke in die Herkunftsstaaten durchdringen und Menschen motivieren, sich auf den Weg nach Zentraleuropa zu machen." Zudem würde Jugendarbeitslosigkeit in Österreich nicht die passende Ausgangssituation bieten, "um sich über eine Öffnung des Lehrstellenmarktes für Asylwerber Gedanken zu machen". Viele würden auch die notwendigen Sprachkenntnisse nicht erfüllen.

Für Martin Gleitsmann, Abteilungsleiter Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich, hingegen wäre es eine Win-Win-Situation: "Das wäre nicht nur ein ganz essenzieller Schritt für rasche und effektive Integration, sondern daneben auch ein wichtiger Hebel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels für unsere Betriebe."

Ziel solle sein, aus jugendlichen Flüchtlingen Fachkräfte von morgen zu machen, sagte Gleitsmann in Reaktion auf den Vorschlag von Kopf, den die Sozialpartner schon vor rund einem Jahr der Regierung vorgelegt hätten. Der derzeitige beschränkte Zugang auf Berufe mit Fachkräftemangel sei unflexibel und bürokratisch. Die vorgeschlagene Maßnahme betreffe ohnehin nur jugendliche Asylwerber, die voraussichtlich einen positiven Asylbescheid und damit freien Arbeitsmarktzugang bekommen.

Positiv äußerten sich auch die Grünen und die NEOS. "Ausbildung ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen und sozialen Integration", so Judith Schwentner, Sozialsprecherin der Grünen. Sie kritisiert, dass sich die ÖVP bei den Verhandlungen um das Ausbildungspflichtgesetz gegen eine Ausbildung junger Asylwerber gestellt habe. Der Zugang zu Lehre und Arbeitsmarkt für Asylwerber entlastet letztlich den Staat, so die NEOS.

Caritas-Präsident Michael Landau begrüßt den Vorstoß ebenfalls: "Unternehmen und die Wirtschaft können hier wichtige Partner gelingender Integration sein." Er plädiert in diesem Zusammenhang auf eine Ausweitung der Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auch auf Asylsuchende. "Geflüchtete 16-Jährige haben heute oft keine Chance, in eine Schule zu kommen", so Landau.

Bei der Jobintegration von Asylwerbern sollten aber auch weitere Barrieren aus dem Weg geräumt werden, sagte der oberösterreichische Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne). Asylwerber hätten als Lehrlinge beispielsweise keinen Zugang zu einem Lehrlingsticket für den Weg zur Lehrstelle und eine Freifahrt für den Weg zur Berufsschule. Er sei diese Woche mit Kollegen der oberösterreichischen Landesregierung bei den zuständigen Ministerien, "um Jobintegration als zentrale Säule der Integration zu erleichtern."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

AMS-Chef: Lehrstellenmarkt für junge Flüchtlinge öffnen

AMS-Vorstand Johannes Kopf fordert eine weitere Öffnung des Lehrstellenangebots für Asylwerber unter 30 Jahren. Nur "wenige hundert" kämen dafür in Frage. Niemand brauche daher Angst vor einem Lehrstellenmangel haben.
Zugangsbeschränkung für Fachkräftemangel? Viele sehen eine Schieflage.
Hochschule

„Müssen Studenten aussuchen dürfen“

Die bevorstehenden Zulassungsprüfungen an der Uni und der TU Wien heizen die Debatte um die Informatikausbildung in Österreich wieder einmal an.
Industrie 4.0
Österreich

Studie: Heimische Industrie braucht mehr Fachkräfte

Um auf Industrie 4.0, Globalisierung und demografische Veränderungen reagieren zu können, braucht die heimische Industrie höherqualifizierte Mitarbeiter.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.