Die fliegenden Kühe von Katar

Milchkuehe beim Melken
Milchkuehe beim Melkendpa
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Der Boykott der Nachbarstaaten macht das Emirat Katar erfinderisch: Es fliegt Kühe ein, um die Milchversorgung zu sichern. Die ersten 165 Tiere kamen aus Norddeutschland und wurden fast wie ein Staatsbesuch empfangen.

Diese Passagiere sind alles andere denn alltäglich. Leider gibt es keine Fotos - und es ist  leider auch nicht bekannt, ob die ungewöhnlichen Reisenden - wie in den Golfsstaaten üblich - First Class geflogen sind. 165 Holsteiner Kühe aus dem Norden Deutschlands - die ersten von geplant 4000 - landeten am späten Dienstagabend in Katar. Sie sollen dem geächteten Emirat jene Milch liefern, die bisher überwiegend aus Saudiarabien kam und nun wegen des politischen Konflikts ausbleibt.

Vor vier Wochen haben die Golfnachbarn Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) alle Kontakte zu dem Emirat abgebrochen und die Grenzen geschlossen. Aus Ärger über Katars angebliche Unterstützung für Terrorgruppen und seine guten Kontakte zum schiitischen Iran. Diese Blockade setzt Katars Wirtschaft unter Druck. Milchprodukte sind dafür ein gutes Beispiel, von denen das Emirat bisher rund 80 Prozent vom großen Nachbarn Saudi-Arabien importierte. Vor allem der Konzern Al-Marai versorgte die katarischen Supermärkte mit Milch, Joghurt und Käse.

Mehr als nur ein Handels-Gag

"Wenn der Preis für die katarische Unabhängigkeit ist, jeden Liter Milch einzufliegen, dann werden wir das tun", zitiert der "Sunday Telegraph"  Fahad Al-Attiyah, der für die Nahrungsmittelsicherheit im Emirat zuständig ist. Die Holsteiner Kühe sind also viel mehr als ein Handels-Gag: Sie sollen klar machen, dass sich der Kleinstaat auch in der Krisensituation selkbst versorgen kann. Auch wenn keine Lebensmittel mehr über die Landgrenze importiert werden können. 

Der Mann hinter dem ungewöhnlichen Geschäft ist der syrische Geschäftsmann Moutaz Al Khayyat, der schon lange in Katar mit seiner Firma Powerholdings International tätig ist. Die Kühe, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den USA und Australien kommen sollen, werden in klimatisierten Hallen gehalten. Milch on the rocks, sozusagen. Für diese Riesenherde braucht Al Khayyat 60 Frachtflüge, schließlich wiegt eine Kuh rund 600 Kilogramm. Um das Begrüßungskommittee für die ersten Tiere aus Deutschland musste er sich nicht sorgen: Es kam ein üppiger Konvoi an beflaggten LKW mit Polizeibegleitung, berichtet das "Handelsblatt".

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