Anleihe: Erfolgreicher Testlauf für Griechenland

Zentralbankchef Giannis Stournaras
Zentralbankchef Giannis Stournaras(c) imago/Pacific Press Agency (imago stock&people)
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Nach mehr als drei Jahren hat Griechenland wieder erfolgreich eine Anleihe an den Finanzmärkten platziert. Ein Gegner des Testlaufs ist aber ausgerechnet der Zentralbankchef Giannis Stournaras. Für ihn geht es zu schnell.

Athen. Positiv wurde der griechische Testlauf auf den Kapitalmärkten am Dienstag aufgenommen. Griechenland legte erstmals seit April 2014 eine fünfjährige Staatsanleihe auf. Selbst Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble begrüßte den Schritt und meinte, dass das Land bei Fortsetzung der Reformen nun die Chance auf eine schrittweise Rückkehr an die Märkte habe.

Aber es gibt auch Gegner der Emission, vor allem in Griechenland selbst. Nicht nur aus den Reihen der Opposition, die die zwei „verlorenen Jahre“ der Linksregierung Tsipras beklagte, sondern vor allem von Zentralbankchef Giannis Stournaras. Der hatte die griechische Regierung schon im Vorfeld wissen lassen, dass er die Rückkehr auf die Märkte für „verfrüht“ hält – eine Provokation für eine Regierung in der Vorbereitungsphase einer heiklen Finanztransaktion. Griechenland nahm am Dienstag drei Milliarden Euro zu Zinsen von 4,625 Prozent auf.

Widerstand von innen

Angesichts des allgemein niedrigen Zinsniveaus ist das hoch. Angesichts der Schwierigkeiten des Landes – Stichwort Kapitalkontrollen, Rettungsprogramm und Schulden um die 180 Prozent der Wirtschaftsleistung – aber ein beachtlicher Fortschritt.

Seit der Einigung des Landes mit den Gläubigern über die zweite Überprüfung des laufenden Hilfsprogramms und der Auszahlung von 7,7 Milliarden Euro an Hilfsgeldern im Juni fällt das Zinsniveau der Anleihen stetig. Diese Woche liegen sie so niedrig wie seit Beginn der Schuldenkrise im Jahr 2010 nicht mehr. Griechenlands Finanzminister Euklid Tsakalotos freute sich nach der geglückten Emission vor allem über die „Qualität und die Zahl“ der potenziellen Anleger, und er kündigte weitere Anleihen im laufenden Jahr an. Ziel ist die endgültige Rückkehr auf die Märkte nach Auslaufen des griechischen Hilfsprogramms Ende August 2018. Gleichzeitig will die Regierung einen „Polster“ für die ersten Monate nach Auslaufen des Programms anlegen – das schafft Vertrauen bei den Investoren.

Zentralbankchef Stournaras dagegen schrieb der Regierung in einem Interview ins Stammbuch, dass es vorteilhafter für eine nachhaltige Rückkehr an die Märkte sei, wenn sie „zwei, drei Privatisierungen mit Signalwirkung“ durchführen und erst gegen Ende des Jahres die erste Anleihe auflegen würde. Er nannte aber noch andere „Hausaufgaben“ vor einer Rückkehr an die Märkte: die Liberalisierung geschlossener Berufe, Struktur- und Verwaltungsreformen.

Der Zentralbanker, der von der konservativen Vorgängerregierung eingesetzt wurde, ist für viele in der griechischen Linksregierung ein rotes Tuch. Vor allem im ersten Halbjahr 2015, als die Regierung Tsipras auf Konfrontationskurs zu den Gläubigern ging, hatte er gegengehalten. Stournaras war von 2012 bis Juni 2014 Finanzminister unter Samaras. Ausgerechnet er legte im April 2014 die letzte fünfjährige Anleihe mit 4,95 Prozent Zinsen auf. Weitere Emissionen im Jahr 2014 scheiterten. Da hat es die Regierung Tsipras momentan leichter: Die Budgetdaten sind gut, im ersten Halbjahr beispielsweise lag der Primärüberschuss, also der Budgetüberschuss ohne Zinszahlungen, bei über 400 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2017)

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