Zukunft von Air Serbia hängt auch in der Luft

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Die Insolvenzen von Air Berlin und Alitalia mehren die Sorgen der serbischen Etihad-Tochter Air Serbia. Auch Belgrad hält die halbstaatliche Airline nur mit kräftigen Subventionen in der Luft.

Belgrad. Offizielle Reaktionen auf die finanzielle Bruchlandung der Air Berlin sind aus der Zentrale der Air Serbia bisher genauso wenig zu vernehmen wie aus serbischen Regierungskreisen. Dabei ist das Schicksal der deutschen Fluglinie für die serbische, zu 51 Prozent in Staatsbesitz befindliche Gesellschaft alles andere als ein gutes Omen: An der 2013 aus der hochdefizitären JAT hervorgegangenen Air Serbia ist nämlich ebenfalls Etihad beteiligt.

Zum dritten Mal in Folge hat die Airline vergangene Woche für 2016 schwarze Zahlen präsentiert. Doch nicht nur der bei einem Umsatz von 320 Millionen Euro auf karge 900.000 Euro geschrumpfte Nettogewinn löst Beunruhigung aus. Das fliegende „Flaggschiff“ der Nation erhielt allein im vergangenen Jahr erneut 40 Millionen Euro aus dem Staatssäckel. „Die Subventionen für Air Serbia sind 40 Mal höher als der „Profit“, titelte ernüchtert die unabhängige Zeitung „Danas“.

Offiziell soll der serbische Staat in den vergangenen vier Jahren 140 Millionen Euro in die Fluglinie gepumpt haben. Vielleicht sind es aber auch mehr. Denn ob und wie indirekte Subventionen wie reduzierte Umsatzsteuersätze, Schuldenerlass und Vorzugstarife beim Belgrader Flughafen darin erfasst sind, lässt sich bei dem wenig transparenten Geschäftsgebaren der halbstaatlichen Airline nur schwer nachvollziehen. Sowohl der Staat wie auch Etihad geben nur ungern Details preis: Selbst die Verträge zum Etihad-Einstieg bei der früheren JAT wurden erst auf großen Druck der Öffentlichkeit mit einjähriger Verspätung veröffentlicht.

Bei der Gründung von Air Serbia vor vier Jahren war die Interessenlage noch klar. Serbiens damaliger Vizepremier und heutige Präsident Aleksandar Vučić wollte die nationale Fluglinie unter allen Umständen am Leben erhalten – und den im Dornröschenschlaf versunkenen Belgrader Flughafen neu beleben. Der inzwischen gefeuerte Etihad-Chef James Hogan wollte mit Hilfe der Air Serbia – wie mit dem von ihm forcierten Einstieg bei Air Berlin und Alitalia – das Standbein der Araber in Europa stärken.

Belgrad übernahm die Altschulden, Etihad versorgte die neue Tochter mit eher überteuerten Krediten. Die Rechnung schien trotz Kritik zunächst aufzugehen. Passagier- und Umsatzzahlen zogen in den ersten beiden Geschäftsjahren kräftig an. Der zum Südosteuropa-Hub von Etihad aufgewertete Airport Belgrad erlebte eine Blüte. Doch die Zeiten des kräftigen Wachstums scheinen vier Jahre nach der Gründung von Air Serbia schon wieder vorbei. Zum einen färbten die Probleme bei Etihad, Alitalia und Air Berlin schon im Vorjahr auch auf den serbischen Partner ab. Zum anderen weiß sich die Airline gegen die erstarkte Billigkonkurrenz nur mäßig gut zu wehren.

Erste Kündigungen und die Schließung der Büros in Nis, Novi Sad und Uzice werten Beobachter als untrügliche Zeichen, dass es der Airline wesentlich schlechter geht als offiziell behauptet. Alitalia und Air Berlin haben die Araber fallen lassen. Ob Air Serbia in der Strategie von Etihad noch eine Rolle spielt, wird sich weisen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2017)

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