"America First" wird für Trump zum Bumerang

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Was passiert, wenn US-Präsident Trump seine protektionistischen Drohungen umsetzt? Er schadet damit vor allem Amerika selbst, zeigen Simulationen des ifo-Instituts.

Die Devise "Amerika zuerst" im Welthandel würde zu einem Bumerang für US-Präsident Donald Trump. Laut einer Studie des ifo-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung führt die Abschottungspolitik im ungünstigsten Fall zu einem langfristigen Rückgang der US-Wirtschaftsleistung um 2,3 Prozent.

Das Ifo-Institut hat verschiedene Szenarien durchgerechnet. Der US-Wirtschaft würde es bereits schaden, wenn man im Raum der Freihandelszone Nafta mit Mexiko und Kanada wieder Zölle und andere Handelshemmnisse wie technische Auflagen oder Dokumentationspflichten einführen würde. Der Effekt wäre aber mit langfristig minus 0,2 Prozent oder 125 Dollar für das reale Pro-Kopf-Jahreseinkommen noch relativ gering.

Annahme 20 Prozent Zoll

Größere Schäden würden sich einstellen, wenn die USA gegenüber allen Handelspartnern eine protektionistische Handelspolitik anwenden sollten. Würden sie die Zölle für Importe aus dem Rest der Welt um jeweils 20 Prozent erhöhen, so gingen im Gegenzug die US-Exporte in die meisten Länder um 40 bis 50 Prozent zurück. Grund: Die US-Industrie wäre weniger wettbewerbsfähig als bisher.

Damit wäre ein Rückgang des langfristigen Pro-Kopf-Jahreseinkommens um 1,4 Prozent oder 780 US-Dollar verbunden. Wenn die übrigen Länder - wie anzunehmen - auf eine Abschottung der USA mit den gleichen Maßnahmen reagieren, würden die Einkommen weiter zurückgehen. Schlagen sie mit 20 Prozent-Zöllen zurück, scrhänkt dies den Handel zwischen den USA und dem Rest der Welt erheblich ein. Die Importe der USA gehen je nach Land um 50 bis 60 Prozent zurück. Die US-Exporte würden sogar um 70 Prozent und mehr sinken.

Die Folge wären hohe Einkommenseinbußen: In den USA wäre das reale Pro-Kopf-Jahreseinkommen langfristig 2,3 Prozent beziehungsweise 1.300 US-Dollar geringer.

Nur Untergrenze für Schaden

Die Annahmen der Studie sind noch zurückhaltend: Tatsächlich drohen die USA einzelnen Ländern nicht mit 20 Prozent Zoll, sondern mit 35 Prozent und mehr. Außerdem berücksichtigt das Simulationsmodell nicht geringere Produktivitätsfortschritte, die sich bei einer Abschottung wegen des nachlassenden Wettbewerbsdrucks ergeben. Daher sind die beschriebenen Entwicklungen nur die Untergrenze für den Schaden, den Trump mit protektionistischen Maßnahmen den USA und der Weltwirtschaft zufügen kann.

(red.)

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