Steinway, kein Ort für Nostalgiker

Der neue Chef, Guido Zimmermann, vor den Flügelgehäusen aus bis zu 20 Hartholzlagen. Sie geben dem Steinway seinen Klangkörper. Patentjahr: 1878.
Der neue Chef, Guido Zimmermann, vor den Flügelgehäusen aus bis zu 20 Hartholzlagen. Sie geben dem Steinway seinen Klangkörper. Patentjahr: 1878.Christina Czybik
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Der Klavierbauer gibt den Reichen selbstspielende Flügel und der breiten Masse ihren billigeren Steinway. So überlebt das Herzstück der Marke. Ein Besuch im Hamburger Werk.

Grau hängt der Himmel über dem roten Backsteinbau, als der Dönerlieferant am Werksgelände vorfährt. Die Arbeiter stellen sich im Nieselregen am offenen Kofferraum an. Manche rauchen noch schnell eine Zigarette, die Krägen hochgeschlagen. Nichts deutet darauf hin, dass hier im Industriegebiet von Altona zwischen Autohäusern und Lagerhallen eine der prestigeträchtigsten Werkstätten Deutschlands sitzt. Würde das Regenwasser nicht über die dezente schwarze Schrift über der Ladeeinfahrt perlen: Steinway & Sons.

Norddeutsches Understatement. Das atmet das Fabriksgelände von 1880 genau wie die Mitarbeiter. Etwa Wiebke Wunstorf, die Frau, die entscheidet, ob ein Flügel nach einjähriger Arbeitszeit auf die Bühne darf oder zurück in die Werkshalle muss. Als sich die Besuchergruppe in ihren schallisolierten Arbeitsraum drängt, erkundigt sich die Chef-Intoneurin fast unwirsch, was an ihrer Arbeit besonders ist. Dennoch erklärt sie. Beim Intonieren geht es nicht um die mechanische Stimmung der Saiten, sondern um die Modellierung der Klangfarbe. Das erfordert Können. Schon als Kind konnte sie erraten, in welcher Tonart ihr Klavierlehrer aktuell arbeitet. Vor 39 Jahren fing sie als erster weiblicher Lehrling bei Steinway in Hamburg an.

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