Chinas Arbeitslosigkeit auf niedrigstem Stand seit 2001

Genug Arbeit? Die schwächere Konjunktur bringt China „Herausforderungen“.
Genug Arbeit? Die schwächere Konjunktur bringt China „Herausforderungen“.(c) APA/AFP/STR
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Das schwächere Wachstum bereitet trotzdem Sorgen.

Wien. 10,97 Millionen Arbeitsplätze. So viele neue Jobs wurden in China allein zwischen Anfang Jänner und Ende September geschaffen – 300.000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Jahresziele seien somit bereits vorzeitig erreicht worden, verlautbarte das chinesische Arbeits- und Sozialministerium am Sonntag freudig. Dadurch ist auch die offizielle Arbeitslosigkeit erstmals seit langem wieder auf unter vier Prozent gefallen. Mit 3,95 Prozent Arbeitslosen sind in China somit so wenig Menschen ohne Job wie zuletzt im Jahr 2001.

Dies, obwohl die chinesische Wirtschaft zur Zeit so schwach wächst wie seit langem nicht mehr. Im Vorjahr gab es ein Plus von 6,7 Prozent, so wenig wie seit 26 Jahren nicht mehr. Inzwischen konnte die Konjunktur zwar wieder leicht zulegen – auf 6,8 Prozent im dritten Quartal. Dennoch ist das Land weit von den Werten der vergangenen Jahre entfernt, in denen annähernd zweistellige Wachstumsraten normal waren.

Dass die Arbeitslosigkeit dennoch gesunken ist, wird von Arbeitsminister Yin Weimin damit erklärt, dass es inzwischen eine junge internetbasierte Wirtschaft in China mit viel Selbstständigkeit gibt. Dadurch wirke sich das schwächere Wachstum auf dem Arbeitsmarkt nicht so drastisch aus. Von der Regierung würden die Start-ups daher auch aktiv unterstützt werden.

Angst vor sozialen Spannungen

Trotzdem verweist Yin darauf, dass die Schaffung neuer Arbeitsplätze auf der Prioritätenliste der chinesischen Führung ganz oben stehe, weil nur dadurch soziale Spannungen in dem Land vermieden werden können. „Grundsätzlich brauchen wir etwa 15 Millionen neue Jobs pro Jahr“, so Yin. So würden allein die chinesischen Universitäten jedes Jahr acht Millionen neue Absolventen hervorbringen, für die ein Arbeitsplatz benötigt werde.

Von Analysten wird die Situation daher auch weniger rosig angesehen, als es die offiziellen Zahlen glauben machen. Laut ihnen ist die Arbeitslosenquote kein verlässlicher Indikator, weil darin nur die Arbeitssituation in den urbanen Gebieten gemessen werde. Nicht darin enthalten seien zudem auch die Millionen an Wanderarbeitern, die je nach Job-Situation von Produktionsstätte zu Produktionsstätte ziehen. Sie sind allerdings in der Regel die ersten, die bei schlechterer Konjunktur ihre Jobs verlieren.

Dass es weitere „Herausforderungen“ am Arbeitsmarkt gibt, ist auch die offizielle Lesart des Arbeitsministeriums. So gebe es vor allem in der Stahl- und der Kohlebranche strukturelle Änderungen, die Probleme verursachen. Die Regierung will daher rund eine halbe Million Arbeiter aus diesem Bereich in anderen Industriesektoren unterbringen. (Reuters/jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2017)

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