Mit fünf Prozent seiner Anteile will der saudische Erdölkonzern Aramco an die Börse gehen. Wo ist allerdings noch nicht entschieden. Donald Trump wirbt für New York.
Wien. Einmal mehr hat US-Präsident Donald Trump etwas über Twitter kundgetan. Dem Königreich Saudiarabien richtete er Folgendes aus: Würde es sehr schätzen, wenn Saudiarabien das IPO von Aramco mit der New Yorker Börse machen würde. Es ist wichtig für die Vereinigten Staaten!“, schrieb er am Wochenende in dem sozialen Netzwerk. Weder die New Yorker Börse noch Aramco waren bereit, auf den Tweet zu reagieren.
Trumps Anliegen ist verständlich. Bei dem geplanten Börsengang des staatlichen saudischen Ölkonzerns handelt es sich um den bisher größten weltweit. Rund fünf Prozent der Anteile sollen emittiert werden. Experten schätzen, dass Saudi Aramco damit gut 100 Milliarden Dollar einnehmen wird. Und der künftige Regent, Mohammed bin Salman, weiß, wofür er das Geld verwenden will. Sein Ziel ist es, sein Land vom Erdöl unabhängiger zu machen. Der niedrige Ölpreis der vergangenen Jahre hat Saudiarabien nämlich stark zugesetzt, zumal 90 Prozent der Staatseinnahmen am Verkauf von Öl und Gas hängen. Es sei zum Wohle des Landes, in andere Wirtschaftsbereiche zu investieren, sagte der Kronprinz wiederholt.
„Alles wie geplant“
Erst vor wenigen Tagen ließ er die Öffentlichkeit in Hinblick auf den Börsengang wissen: „Alles läuft wie geplant.“ Mit seinem Statement reagierte er auf besorgte Anleger, die zuletzt laut spekuliert hatten, ob das bis dato größte IPO nicht doch verschoben werden könnte. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Man sei gerade dabei, über die Einzelheiten des Börsengangs zu diskutieren, sagte Mohammed bin Salman. Dazu gehört zum einen, wann das große Event stattfinden soll, und zum anderen, wo. Fest steht, dass die Papiere in der saudischen Hauptstadt Riad und noch einem weiteren internationalen Finanzplatz notieren werden. Und nicht nur Donald Trump reißt sich um die Börsenotiz. Derzeit ist ein wahrer Wettbewerb der Börsenbetreiber im Gang. Tokio und Hongkong haben ihr Interesse schon lautstark kundgetan. Und die britische Finanzmarktaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority möchte sogar extra neue Regeln schaffen, damit es staatliche Mineralölkonzerne – wie etwa Aramco – künftig leichter gemacht wird, sich für die Londoner Börse zu entscheiden.
Geht es übrigens nach den Rechtsanwälten des saudischen Ölkonzerns, der US-Lawfirm White & Case, spricht vieles gegen eine Börsenotiz in New York. In den USA bestünde nämlich das größte Risiko von Rechtsstreitigkeiten, warnte White & Case. Einerseits seien US-Aktionärsgruppen für ihr aggressives Verhalten bekannt, andererseits drohten Aramco Sammelklagen, wenn sich der Konzern nicht den strengen Vorschriften der Regulierer unterwerfe.
China plant Kauf in Bausch und Bogen
Wie auch immer sich der saudische Kronprinz entscheiden wird, er muss sich keine Sorgen machen, dass die zum Verkauf stehenden Anteile keinen reißenden Absatz finden könnten. Insidern zufolge will sich China gleich alle Aktien am liebsten durch einen Direktkauf sichern. In einem Brief an Saudi Aramco erklärten die beiden chinesischen Staatsunternehmen Petro-China und Sinopec, die fünf Prozent in einer Direkttransaktion erwerben zu wollen. Aber auch Südkorea und Japan gelten als sehr interessiert. Beide Länder sind Großabnehmer von Erdöl aus Saudiarabien.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2017)