Studie: Beamte sind häufiger im Krankenstand

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Laut Wifo verursachen Krankheiten und Unfälle volkswirtschaftliche Kosten von bis zu neun Mrd. Euro. Die Studie enthält auch Angaben über die Fehlzeiten im öffentlichen Dienst.

Wien. Die durch Krankheiten und Unfälle ausgelösten volks- und betriebswirtschaftliche Kosten liegen in Österreich bei 9,08 Milliarden Euro pro Jahr. Das geht aus dem neuen Fehlzeitenreport hervor. Der Bericht wurde vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger erstellt. In den 9,08 Milliarden Euro sind nicht nur die direkt zuordenbaren Krankenstandskosten, sondern auch die Wertschöpfungskosten und andere betriebliche Kosten (wie Produktivitätsrückgänge, Ausgaben für Ersatzarbeitskräfte) enthalten.

Im Vorjahr waren in Österreich die unselbstständig Beschäftigten mit durchschnittlich 12,5 Tagen etwas weniger im Krankenstand. Dies entspricht einer Krankenstandsquote von 3,4 Prozent. Langfristig gesehen geht die Zahl der Krankenstandstage deutlich zurück. 1980 war jeder Versicherte durchschnittlich 17,4 Tage krank.

Für den Rückgang gibt es mehrere Gründe. „Eindeutig vorteilhaft wirkten sich die Reduktion der Arbeitsunfälle und die Verschiebung der Wirtschaftsstruktur in Richtung Dienstleistungen auf die Entwicklung der Fehlzeiten aus“, heißt es im Wifo-Bericht. Im Vorjahr waren etwa sechs von zehn Versicherten mindestens einmal wegen Krankheit oder Unfall als arbeitsunfähig gemeldet.

Langfristig gesehen ist auch die Zahl der Tage pro Krankenstandsfall massiv zurückgegangen. 1970 dauerte jeder Krankenstand durchschnittlich 18,04 Tage. Im Vorjahr waren es nur noch 9,76 Tage. Dafür stiegen die Kurzkrankenstände (ein bis drei Tage) auf ein Rekordniveau. Von 1990 bis 2016 erhöhte sich die Zahl der Kurzkrankenstände je 1000 Versicherte von 149 auf 507,3 bei den Angestellten und von 220,4 auf 543 bei den Arbeitern.

Im Vorjahr dauerten bereits 40,7 Prozent aller erfassten Krankenstandsfälle weniger als vier Tage. Detaillierte Gründe für diese Entwicklung liegen nicht vor. Viele Arbeitgeber verlangen allerdings in den ersten drei Tagen einer Erkrankung keine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.

Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind auch unregelmäßig auf die Wochentage verteilt. Entsprechende Auswertungen liegen nur von der Gebietskrankenkasse Oberösterreich, aber nicht für Gesamtösterreich vor. Demnach beginnt jeder dritte Krankenstandsfall an einem Montag. Dem Bericht zufolge hat das weniger mit dem sogenannten „blauen Montag“ zu tun, als mit dem Zeitpunkt, an dem Erkrankte einen Arzt aufsuchen. „Es ist davon auszugehen, dass Ärzte am Wochenende nur im Notfall aufgesucht werden und dementsprechend Krankheitsfälle, die sich samstags oder sonntags ereignen, erst am Montag gemeldet werden“, so Wifo-Experte Thomas Leoni. Im Laufe der letzten Jahre nahm auch der Anteil der Krankschreibungen, die an einem Freitag endeten, deutlich zu.

Beamte sind häufiger krank

In dem Bericht sind auch Untersuchungen über die Fehlzeiten im öffentlichen Dienst enthalten. So lag zuletzt die Krankenstandsquote der Beamten bei 4,2 Prozent. Bei den ASVG-Versicherten des Bundes waren es 2,7 Prozent. Im öffentlichen Dienst gibt es aber massive Unterschiede. Die Beschäftigten im Exekutivdienst, die fast ein Viertel des Personals im Bundesdienst bilden, hatten eine Krankenstandsquote von 5,1 Prozent. Noch höher lag die Quote im Krankenpflegedienst (8,4 Prozent. Demgegenüber waren Richter und Staatsanwälte (1,9 Prozent), Lehrer (2,1 Prozent) und die Beschäftigten in der Schulaufsicht (1,9 Prozent) deutlich seltener im Krankenstand. Die zahlenmäßig größte Berufsgruppe, der Verwaltungsdienst (über ein Drittel aller Beschäftigten), wies eine vergleichsweise hohe Krankenstandsquote von 4,9 Prozent auf.

Im langfristigen Zeitverlauf haben sich auch die Krankheiten gewandelt. Der Krankenstand wird heute vor allem von den Krankheiten des Atmungssystems (wie beispielsweise Grippe) und jenen des Muskel-Skelett-Systems (wie Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfälle) geprägt. Zusammen verursachen diese Erkrankungen rund 50 Prozent der Krankenstandsfälle und 42 Prozent aller Krankenstandstage. Erstmals seit zehn Jahren kam es im Vorjahr zu keinem weiteren Anstieg der Zahl der psychischen Erkrankungen.

Auf einen Blick

Trotz jährlicher Schwankungen ist in Österreich die Erkrankungsquote im vergangenen Jahrzehnt immer nahe bei 60 Prozent gelegen. Auch im Vorjahr waren etwa sechs von zehn Versicherten mindestens einmal wegen Krankheit oder Unfall als arbeitsunfähig gemeldet. Deutlich geändert hat sich aber die Dauer der Krankenstandstage. 1970 dauerte jeder Krankenstand durchschnittlich 18,04 Tage, im Vorjahr waren es nur noch 9,76 Tage.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2017)

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