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Bitcoin: Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört

Symbolbild.
Symbolbild. (c) imago/ZUMA Press (Michal Fludra)
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Bitcoin ist inzwischen so teuer, dass auch die Wall Street mitnaschen will. Wenn das mal gut geht.

Kaum ist ein Meilenstein gefallen, kommen die verrücktesten Prognosen ans Licht. Ein Bitcoin kostete am Montag nach einer monatelangen Megarallye schon fast 10.000 Dollar. Und die Prognosen gehen in Richtung 50.000. Warum nicht? Eine Verfünffachung ist in der verrückten Welt der Kryptowährungen nichts Ungewöhnliches.

Die Hintergründe solcher Prognosen sind aber dubios. Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört: die wilden Kryptomärkte und der klassische Finanzmarkt. Auf dem war man bisher sehr skeptisch. Wahrscheinlich zu Recht. Bitcoin hat schon mehrere Blasen erlebt – und scharfe Korrekturen. Aber jetzt, da der Preis derart verrückt spielt, scheinen sich die Bitcoin-Verfechter und das Finanz-Establishment auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu treffen: der Gier.

Es ist einfach so: Zu viele Investoren wollen in diesen Markt und rufen ihre Banker oder Broker an. Aber diese haben keine Ahnung von Bitcoin und Co. Diese Blockchain-Assets laufen in einem parallelen Finanzsystem, wo die Nerds das Sagen haben, nicht die Banker. Wie peinlich muss es sein für eine New Yorker Investmentbank oder eine Schweizer Privatbank, wenn man dem Kunden sagen muss: „Sorry, da haben wir leider keinen Tau.“ Also versuchen Wall Street und Konsorten, den Bitcoin in die ihnen bekannten Schablonen zu pressen. Beispiel eins: die von der US-Börse CME geplanten Futures-Kontrakte zu Bitcoin, die heuer noch an den Start gehen sollen. Das wird ein ganz eigenartiges Ding.

Denn bei diesen Kontrakten geht man nur eine Wette ein, man kauft keine Bitcoins. Auf der Blockchain tut sich rein gar nichts. Solche Futures-Kontrakte machen freilich Sinn, wenn man mit Öl oder Reis spekuliert. Mit Rohstoffen, die man nicht mühsam durch die Gegend karren will. Aber wo ist der Sinn bei Bitcoin? Ist es nicht gerade der Vorteil der Blockchain, dass Trades sofort abgeschlossen werden?

Bitcoin an sich ist ja ohnehin eine reine Spekulation. Als Währung findet es bisher hingegen kaum Verwendung. Die Spekulation geht so: Bitcoin war die erste Blockchain, und der Blockchain gehört die Zukunft. Aber wer das wirklich glaubt, sollte die Blockchain auch nutzen.

Dass jetzt Futures und Zertifikate auftauchen, die eine bloße Spekulation auf den Preis ermöglichen, zeigt vor allem: Wirklich bereit ist der breite Finanzmarkt für Bitcoin und die Blockchain noch nicht. Also, nochmal zum mitschreiben für ernsthaft interessierte Neuinvestoren: Für Bitcoin braucht man keine Banker, Broker, Futures oder Zertifikate. Man braucht noch nicht einmal die Wall Street oder die Schweiz. Aber Mut. Viel Mut. Denn die nächste Korrektur kommt bestimmt.

E-Mails an: nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2017)

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