AK-Studie: Mit Chef unzufriedene Beschäftigte sind häufiger krank

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Ein Drittel der unselbständig Beschäftigten gehe laut Arbeitsgesundheitsmonitor auch krank zur Arbeit. Angst vor Konsequenzen und Pflichtgefühl gegenüber Kollegen werden als Hauptgründe genannt.

Im Vorjahr waren in Österreich die unselbstständig Beschäftigten mit durchschnittlich 12,5 Tagen im Krankenstand - ohne Kurzzeitkrankenstände. Die volks- und betriebswirtschaftliche Kosten dafür liegen laut Fehlzeitenreport bei 9,08 Milliarden Euro pro Jahr. Wenn man dem von der Arbeiterkammer in Wien präsentierten Arbeitsgesundheitsmonitor folgt, müssten die Krankenstandstage eigentlich noch wesentlich höher liegen. Denn ein Drittel der unselbständig Erwerbstätigen geht auch in die Arbeit, obwohl sie nicht gesund sind. Abhilfe könne laut Arbeiterkammer (AK) eine kürzere Vollzeitarbeitszeit mit Ausgleich bei Lohn und Personal schaffen.

Mit "Präsentismus" wird dieses Verhalten bezeichnet, sagte IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml, dessen Institut die Befragung vorgenommen hat. 33 Prozent lassen sich von Verkühlung & Co. nicht ins Bett verbannen. Dieser Anteil ist seit etwa fünf Jahren konstant, zu Zeiten der Wirtschaftskrise waren es noch deutlich mehr. Dabei gehen Geschäftsführer, Regalbetreuerinnen und Wissenschafter besonders häufig krank arbeiten, Köche, Friseure oder Polizisten kurieren sich am öftesten aus.

Hauptgrund für "Präsentismus" ist für sechs von zehn Befragten das Pflichtgefühl gegenüber Kollegen, anderen bleibt die Arbeit sonst liegen - und vor allem Arbeiter haben Angst vor Konsequenzen, die bis zum Jobverlust reichen, erläuterte Raml. Diese konnten mit 24 Prozent auch weit öfter von derartigen Sanktionen in ihrem Betrieb berichten als Angestellte (zwölf Prozent) oder öffentlich Bedienstete (neun Prozent).

AK wettert gegen Chefs

Wie groß der mentale Einfluss auf das Wohlbefinden des Einzelnen ist, zeigt der Umstand, dass 73 Prozent jener Mitarbeiter in den sechs Monaten zuvor krank waren, die mit der Führung durch ihren Chef unzufrieden sind. Deutlich mehr als die 61 Prozent jener, die mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind.

Der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Johann Kalliauer, nimmt diese Zahlen zum Anlass zu verlangen, dass Kündigungen während des Krankenstands verboten werden. Auch die Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche sei "nicht vermessen". Führungskräfte sollten auch nicht jene loben und als Vorbild hinstellen, die krank zur Arbeit erscheinen, sondern dafür sorgen, dass sie sich entsprechend auskurieren. Der AK-OÖ-Präsident bezeichnet ungesunde Arbeitszeiten als einen der wesentlichen Belastungsfaktoren für Beschäftigte und landet letztendlich wieder bei einer Uralt-Forderung:  „Langfristig brauchen wir eine kürzere Vollzeitarbeitszeit mit Ausgleich bei Lohn und Personal."

(APA/red.)

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