Die OMV will in die große weite Welt

OMV-Chef Rainer Seele kann auf ein starkes Jahr 2017 zurückblicken. 2018 will er die OMV über Europas Grenzen führen.
OMV-Chef Rainer Seele kann auf ein starkes Jahr 2017 zurückblicken. 2018 will er die OMV über Europas Grenzen führen.(c) Bloomberg (Lisi Niesner)
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Europa ist nicht genug. Die OMV will Öl, Gas und Kunden künftig rund um die Erde suchen. Zwei Regionen drängen sich auf.

Wien. Rainer Seele ist bester Laune. Warum auch nicht? Der deutsche Manager hat in seinen ersten zwei Jahren als Generaldirektor der teilstaatlichen OMV durchaus einiges erreicht: Der Konzern schreibt heute wieder Milliardengewinne, die Schulden wurden von vier Milliarden auf 450 Millionen Euro gedrückt, die Aktie ist auf Höhenflug. Und so soll es auch weitergehen.

Im kommenden März will Rainer Seele seinen Aktionären in London eine Anpassung der Strategie für den 61 Jahre alten Öl- und Gaskonzern vorstellen. Einen ersten Ausblick gibt der Konzernboss schon heute: Die OMV soll noch größer und internationaler werden. Und das nicht nur bei der Suche nach Öl und Gas, sondern auch bei der Suche nach neuen Kunden. Der starke Fokus auf Europa ist künftig Geschichte.

Acht von zehn Euro aus Westen

Bis dato verdient die OMV acht von zehn Euro in der EU oder in anderen Industrieländern. Auf Explorationsseite hat Rainer Seele den Sprung aus dem sicheren, aber wenig lukrativen Westen schon geschafft. Im Vorjahr verabschiedete sich das Unternehmen von seinem Geschäft in Großbritannien und der türkischen Tochter. Das Geschäft in Norwegen wird zum Teil gegen das sibirische Achimov-Gasfeld getauscht.

Der erste Schritt in den neuen Kernmarkt Russland ist der OMV vor wenigen Tagen geglückt: Das Unternehmen hält nun ein knappes Viertel am Gasfeld Juschno Russkoje. Ab 2018 wird die OMV dort 100.000 Fass Öläquivalent im Jahr produzieren. Das ist immerhin ein Viertel der gesamten Produktionsmenge des Konzerns. Der größte Vorteil: Das Gas ist so billig zu fördern, dass die Förderkosten je Fass auf sieben Dollar sinken werden. Vor drei Jahren lagen sie noch jenseits der 16 Dollar.

Eine ähnliche Internationalisierung soll die OMV nun auch auf Käuferseite hinlegen, so der Plan. Bisher ist das heimische Unternehmen noch stark vom europäischen Markt abhängig. Sonst gibt es internationale Kunden nur in den Produktionsländern selbst. Das Gas, das die OMV in Pakistan fördert, verkauft sie auch dort. Was in Kurdistan aus der Erde geholt wird, bleibt ebenfalls im Land. Aber ein echt internationales Kundensegment gibt es nicht.

Russland und Naher Osten

Das soll sich nun ändern. Wo genau die OMV nach neuen Absatzmöglichkeiten suchen wird und ob dafür auch der Ankauf einer neuen Tankstellenkette geplant ist, will Seele (noch) nicht verraten. Aber blickt man in seine Historie, drängen sich zumindest zwei Regionen auf: Russland und der Nahe Osten. Schon mit dem Einstieg bei Juschno Russkoje wird die OMV zum Verkäufer auf dem russischen Markt, ist doch die Hälfte der geförderten Mengen für den Inlandsverbrauch bestimmt. Das klingt allerdings besser, als es ist: Die Preise in Russland sind noch ein Stück von jenen im Westen entfernt.

Der zweite logische Zielmarkt ist der Nahe Osten. Das liegt einerseits an der Eigentümerstruktur der OMV selbst. Zweiter Kernaktionär neben der Republik Österreich ist Ipic, der Staatsfonds aus Abu Dhabi. Die Region sei für das Unternehmen „hoch interessant“, die Ipic als Aktionär „ein Wettbewerbsvorteil“, betont Seele. Abu Dhabi sei jedoch bei Weitem „nicht das einzige Eisen im Feuer im Nahen Osten“. Ein stärkerer Fokus auf Abu Dhabi könnte auch mit der zweiten Stoßrichtung in der neuen Strategie einhergehen: Öl und Gas sollen veredelt und nicht mehr verbrannt werden. Ein Beispiel dafür ist die OMV-Tochter Borealis, ein hoch profitabler Kunststoffproduzent. Ganz ähnliche Projekte hat das Unternehmen auch in Abu Dhabi geplant.

Tausch mit Gazprom verzögert

Doch trotz all der Jubelstimmung läuft nicht alles rund bei der OMV. Und da ist nicht allein der tragische Todesfall bei der Explosion am Gasknotenpunkt Baumgarten gemeint. Auch der angestrebte Asset Swap mit der Gazprom zieht sich nun schon länger als erwartet hin. Im Moment würden die Modalitäten für den Tausch von Unternehmensanteilen ausgehandelt. Bis Sommer 2018, wie ursprünglich angekündigt, werde das Geschäft aller Voraussicht nach nicht mehr über die Bühne gehen, räumt Seele ein. Neue Deadline: Ende 2018.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2017)

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