Ministerin droht Wirtschaft mit Frauenquote auch in Vorständen

APA/dpa/Jan-Philipp Strobel
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Mehr Frauen auf den Chefsessel - das fordert die deutsche Familienministerin Katarina Barley. Wo selbstgesetzte Zielgrößen nicht wirken, brauchen wir klare Regelungen, sagt sie.

Angesichts der schleppenden Besetzung von Vorstandsposten mit Frauen hat Bundesfamilienministerin Katarina Barley Unternehmen erneut mit gesetzlichen Vorgaben gedroht. Ein Frauenanteil von unter zehn Prozent in Vorständen der großen deutschen Banken sei nicht hinnehmbar, sagte die SPD-Politikerin dem "Handelsblatt" vom Mittwoch. "Dort wo selbstgesetzte Zielgrößen nicht wirken, brauchen wir klare Regelungen. Ansonsten wird sich in von Männern dominierten Führungsetagen nichts ändern." Barley hatte bereits 2017 eine Frauenquote für Vorstände gefordert. Für die Aufsichtsräte von 105 börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen gilt seit 2016 eine feste Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Posten.

Anlass von Barleys Kritik ist eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), wonach der Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen Ende 2017 unverändert bei acht Prozent lag. Bei Banken und Versicherungen waren es neun Prozent.

Der Studie zufolge zeigt die Geschlechterquote in den Aufsichtsräten dagegen Wirkung. Demnach stieg der Anteil von Frauen in den Kontrollgremien der gut 100 Unternehmen, für die die Quote gilt, im Schnitt um drei Prozentpunkte auf gut 30 Prozent. Bei den 60 größten Versicherungen sei die Dynamik dagegen zum Erliegen gekommen: In Vorständen und Aufsichtsräten dieser Branche sei der Frauenanteil sogar zurückgegangen, und zwar auf etwa neun beziehungsweise knapp 22 Prozent.

Zwei Jahre nach Einführung der Geschlechterquote für Aufsichtsräte zeige sich, dass die Vorgabe wie in anderen europäischen Ländern auch greife, sagte Elke Holst vom DIW. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ohne Druck und drohende Sanktionen offensichtlich fast nichts vorangeht, wie sich mit Blick auf die Entwicklung in den Vorständen zeigt."

Auch die Beratungsfirma Ernst & Young untersuchte die Entwicklung in den Vorstandsetagen aller Unternehmen, die in den vier Dax-Kategorien gelistet sind. Demnach saßen Anfang 2018 in den Vorständen der 160 Unternehmen 50 Frauen nach 43 ein Jahr zuvor. Allerdings kamen zugleich 13 weitere Männer hinzu. Der Frauenanteil stieg demnach leicht von 6,5 auf 7,3 Prozent. Von den Vorstandschefs sind vier weiblich und 156 männlich. Zudem haben zwar 27 Prozent eine Frau im Vorstand, aber nur vier Prozent mindestens zwei. Nach Berechnungen von Ernst & Young würde es beim aktuellen Tempo bis 2038 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten von Frauen besetzt sind.

(Reuters)

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