Porsches abonnieren statt kaufen

Welches Auto nehmen wir heute? Um 3000 Dollar pro Monat hat man Zugriff auf alle Porsche-Modelle.
Welches Auto nehmen wir heute? Um 3000 Dollar pro Monat hat man Zugriff auf alle Porsche-Modelle.(c) REUTERS (Paulo Whitaker)
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Eine monatliche Flatrate mit Zugriff auf alle Fahrzeuge eines Konzerns? Was Porsche in den USA bereits anbietet, wollen jetzt auch BMW und Mercedes ausprobieren.

Washington/Wien. Es ist ein simples, sehr erfolgreiches Prinzip: Man bezahlt einen gewissen Betrag pro Monat und mietet dafür Leistungen, die man früher kaufen und besitzen musste. Spotify funktioniert beispielsweise so bei Musik: für zehn Dollar pro Monat hat man Zugriff auf Millionen von Liedern, ohne sie aber zu besitzen. Oder Readly, eine Tablet-App, die ebenfalls um zehn Dollar pro Monat Zugang zu weltweit mehr als 2500 Magazinen bietet.

Was, wenn man dieses Prinzip noch einen Schritt weiter und einen Schritt größer denkt? Etwa für Autos. Statt ein einzelnes Auto zu kaufen oder zu leasen, mietet man einfach den Zugang zu einem ganzen Fuhrpark. Man ist nicht auf ein Fahrzeug reduziert, sondern holt sich heute einen Sportwagen und morgen einen Familienvan, ohne dass man sich um eine Versicherung oder um Werkstattbesuche kümmern muss.

Genau dieses Modell haben jetzt die großen deutschen Autobauer entdeckt. Porsche bietet in den USA bereits ein Abomodell für seine Fahrzeuge an. Mercedes und BMW wollen noch heuer mit einem Modellversuch den Markt dafür testen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir das ausprobieren“, erklärte Bernhard Kuhnt, USA-Chef von BMW, gestern in einem Interview mit dem Branchendienst Automotive News.

Dieser Schritt ist der bisher radikalste für die Autohersteller, die auf die aktuellen Markt- und Gesellschaftsveränderungen reagieren müssen. Für die junge Generation ist der Autobesitz nicht mehr wichtig, viele Stadtbewohner besitzen nicht einmal mehr einen Führerschein. BMW und Mercedes reagieren mit Carsharing-Angeboten (DriveNow und Car2Go) auf diese Entwicklung, VW kauft sich bei Mobilitätsanbietern ein und will mittelfristig der größte Konkurrent von Uber werden.

Das Abomodell für die gesamte Fahrzeugflotte ist die neueste Entwicklung. Porsche hat seit Ende vergangenen Jahres in den USA ein entsprechendes Angebot. Der Dienst nennt sich Porsche Passport und bietet zwei Varianten: Für 2000 Dollar pro Monat hat man Zugriff auf den Sportwagen Cayman, das Sportwagen-Cabrio Boxster und die SUVs Macan und Cayenne.

Nur Treibstoff muss man zahlen

Für den Preis kann man so oft zwischen den Autos wechseln, wie man will. Will man etwa nach einem Familienausflug statt des Cayenne ein Cabrio für ein Wochenende zu Zweit, wird der Boxster an den gewünschten Ort geliefert. Der Preis inkludiert eine Vollkaskoversicherung, unlimitierte Kilometer, man muss sich weder um das Service kümmern, noch um die Kfz-Überprüfung oder um neue Reifen. Nur den Treibstoff muss man selber bezahlen.

Wer noch 1000 Dollar drauflegt, der hat Zugriff auf alle Autos, die die Deutschen im Programm haben. 3000 Dollar pro Monat inkludieren den Sportwagen 911 (Coupe und Cabrio), die Limousine Panamera und PS-stärkere Versionen der anderen Fahrzeuge. Aktuell bietet Porsche das Programm rund um Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) an.

Porsche hat damit das umfassendste Abo-Programm, aber nicht das einzige. Der US-Autobauer Cadillac (Nobelmarke von GM) bietet fünf Modelle für eine monatliche Flatrate von 1800 Dollar an. Lincoln (die Nobelmarke von Ford) startet in diesen Wochen in Kalifornien mit dem Dienst. Dass nun auch BMW und Mercedes auf den neuen Trend aufspringen, ist ein logischer Schritt für die Premiumhersteller. „Wir wollen das auf verschiedenen Märkten ausprobieren“, erklärte Britta Seeger, Vorstandsmitglied von Mercedes, Automotive News.

Eine Frage, die geklärt werden müsse, sei etwa, wie man den Kunden stets alle Modelle anbieten könne. „Was, wenn am Wochenende alle ein Cabrio wollen und ein Kunde bekommt es nicht?“ Das sei die Gefahr bei Abomodellen, weil man so Kunden massiv verärgern könnte. Diese Fragen wollen BMW und Mercedes mit den Testläufen in den USA klären.

Ob es ähnliche Abomodelle auch in Europa geben wird, ist unklar. Eine Anfrage bei Porsche blieb gestern unbeantwortet, BMW verwies auf Carsharing-Modelle. Es ist aber eher unwahrscheinlich: Die Autoverkäufe in Europa laufen gut (siehe untenstehenden Bericht).

Ein Mietvolvo um 699 Euro

In ausgewählten Ländern in Europa, darunter Deutschland, bietet Volvo eine reduzierte Version der Automiete an. Sie gilt nur für das neue, kleine SUV-Modell XC40, und das mit Einschränkungen: Die Mietdauer beträgt zwei Jahre, in dieser Zeit darf man maximal 30.000 Kilometer zurücklegen. Der Preis ab 699 Euro pro Monat inkludiert aber auch alle Kosten, außer Benzin oder Diesel.

Dieses Abomodell gibt es in Österreich derzeit nicht. Man könne auch noch keinen Zeitpunkt nennen, zu dem es hierzulande angeboten werde, erklärte eine Sprecherin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2018)

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