Subventionen für Börsengänge gefordert

Aktienforums-Chef Robert Ottel
Aktienforums-Chef Robert Ottel Elke Mayr / WB
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Wie kann man die Lust der Unternehmen auf Börsengänge steigern, und wie die Lust der Österreicher auf Aktien? Am Mittwoch wurden Ideen präsentiert.

Nur zwei Prozent der Österreicher ließen sich überzeugen, Aktien zu erwerben, würden sich Politiker klar zu Aktienkäufen bekennen. Das ergab eine Umfrage im Auftrag von Aktienforum und Industriellenvereinigung (IV). Trotzdem sehen beide in der ÖVP-FPÖ-Regierung jetzt Rückendeckung für Aktien und Kapitalmarkt. Es gibt konkrete Forderungen - darunter: Geld, das die Lust auf Börsengänge steigern sollte.

Demnach sollten, so Aktienforums-Chef Robert Ottel, die Kosten der Vorbereitung eines Börsengangs (IPO) steuerlich abgefedert werden. Was das konkret hieße, wurde am Mittwoch nicht erläutert. Neben der bereits existierenden Absetzbarkeit sollten aber IPO-Kosten "steuerlich oder durch Förderungen unterfüttert werden", so Ottel bei einer Pressekonferenz mit Industriellen-Chef Christoph Neumayer in Wien.

Zudem sollte die Spekulationsfrist (Behaltefrist für Aktien) wieder eingeführt und die "diskriminierende" Erhöhung der Kapitalertragsteuer (KESt) von 2016 von zuvor 25 auf 27,5 Prozent auf Dividenden revidiert werden, so die Forderung von Industriellenvereinigung und Aktienforum.

Ottel: "Ich mache es"

Das Regierungsprogramm sieht auch wieder einen Kapitalmarktbeauftragten vor. Dass sich unter früheren Kapitalmarktbeauftragten am Aktieninteresse der heimischen Bevölkerung nicht so viel geändert hat und in der Finanzbildung noch immer viel Luft nach oben ist, wollten IV und Aktienforum auf Nachfrage nicht als Versagen der früheren Funktionsträger gewertet wissen. Mit der neuen politischen Rückendeckung hätte es der oder die jetzige Beauftragte aber zweifellos leichter als die bisherigen, glaubt Ottel. Welche erfahrene Persönlichkeit, vorzugsweise mit Emittentenvergangenheit, jetzt übernehmen soll, blieb offen. Genannt werden "die üblichen Verdächtigen". Ottel, hauptberuflich voestalpine-Finanzchef: "Wenn sich sonst niemand findet, mache ich es."

In der neuen Kapitalmarkt-Umfrage (Marktforscher: Peter Hajek Public Opinion Strategies) wurden im November und Dezember 808 Österreicher befragt. Dass 26 Prozent gerade in der Ära extrem niedriger Sparbuchzinsen angaben, sich dann für Aktienkäufe erwärmen zu lassen, wenn die Rendite deutlich besser ist als auf dem Sparbuch, warf für die Interpreten auch ein Bild auf das Finanzwissen im Land. In der Selbsteinschätzung waren die Befragten immerhin ehrlich: Nur 4 Prozent gaben an, sich sehr gut mit Veranlagungen an der Börse auszukennen.

Von 7 auf 11 Prozent verbessert hat sich im Jahresvergleich 2017 indes das prinzipielle Interesse am Kauf von Papieren - nur bei Befragten, die bisher keine Wertpapiere haben. 84 (Vorjahr: 93) Prozent von ihnen haben auch weiter gar kein Interesse. Sogar unter den Wertpapierbesitzern räumte jeder Fünfte ein, sich nicht wirklich auszukennen, sagte Hajek. Für die Auftraggeber der Umfrage ein weiteres Indiz, wie wichtig Finanzbildung schon in den Schullehrplänen wäre.

Ruck hat eine Idee

Unter den Ideen, wie die Motivation für Aktien- bzw. Wertpapierkäufe anzukurbeln wäre, zogen steuerliche Begünstigungen etwa für die Veranlagung zur privaten Pensionsvorsorge am meisten. Mehr als ein Viertel hielte auch eine staatliche Garantie wie die Einlagensicherung bei Sparbüchern für eine "sehr gute Idee". Am Mittwoch bekräftigte der Wiener Wirtschaftskammerchef Walter Ruck seine Forderung nach einer "kleinen Einlagensicherung" für Privatanleger. Bis zu 50.000 Euro oder 30 Prozent eines Börseninvestments von Privaten sollte gesichert werden, fordert Ruck.

Bei der Kapitalmarktregulierung wollen IV und Aktienforum eine Rückführung auf internationale Standards. Österreich habe da oft extra was draufgelegt. Gut findet es Neumayer, dass die neue Regierung Doppelstrukturen bei der Aufsicht beseitigen will. Mit Blick auf den starken Personalaufbau in der Finanzmarktaufsicht (FMA) will er deren Effizienz hinterfragt wissen. Nachzuschärfen wäre seiner Meinung nach nach einem Erkenntnis der Verfassungsrichter, wonach sehr hohe Geldstrafen auch durch die FMA als Verwaltungsbehörde festgelegt werden können: Richter und Ankläger sollten nicht dieselbe Person sein, so der Industriellenchef.

(APA)

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