Nächster Schock für Investoren: US-Inflationsdaten schüren Zinsängste

AFP (BRYAN R. SMITH)
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Stärker als erwartet gestiegene US-Preise haben den Anlegern am Mittwoch die Kauflaune verdorben.

Ein überraschend starker Preisanstieg in den USA hat am Mittwoch den Spekulationen auf schnell steigende US-Zinsen neuen Auftrieb gegeben. Europaweit ging es an den Aktienmärkten daraufhin mit den Kursen bergab. Der Dax drehte nach Vorlage der Daten ins Minus und notierte mit 12.133 Punkten 0,5 Prozent niedriger. Der EuroStoxx50 lag 0,4 Prozent tiefer bei 3327 Zählern. Auch die US-Futures drehten ins Minus. Die Wall Street dürfte somit zur Eröffnung etwas mehr als ein Prozent verlieren.

"Das ist der nächste Schock für die Investoren", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Frankfurter Vermögensberater QC Partners. "Eine restriktivere Geldpolitik der Fed wird damit noch wahrscheinlicher." In der vergangenen Woche hatten Spekulationen auf raschere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed ein Börsenbeben ausgelöst. Denn weltweit hängen die Aktienmärkte seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren am Tropf der Zentralbanken.

Im Jänner waren die US-Verbraucherpreise insgesamt und in der Kernrate - ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel - stärker als erwartet gestiegen. Zugleich setzten die Einzelhändler in der weltgrößten Volkswirtschaft weniger als erwartet um. Dies lasse gleichzeitig Fragen über den Zustand der US-Wirtschaft aufkommen, sagte Altmann. "Immer mehr spricht dafür, dass der aktuelle Zyklus seinen Höhepunkt bereits erreicht oder überschritten hat."

Auch am Rentenmarkt ging es mit den Kursen nach unten. Der Bund-Future drehte in Minus. Im Gegenzug stiegen die Renditen an. Auch die US-Renditen legten einen Gang zu. Dagegen gab der Euro etwa einen halben US-Cent auf 1,23 Dollar nach.

Am Rohstoffmarkt standen die Ölpreise wieder unter Druck. Rohöl aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 62,21 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger spekulierten auf steigende US-Rohölbestände. Die amtlichen Wochendaten wurden für den Nachmittag erwartet.

US-Einzelhändler mit Umsatzminus

Die Umsätze der US-Einzelhändler sind im Jänner so kräftig gesunken wie seit knapp einem Jahr nicht mehr. Sie fielen um 0,3 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet.

Im Dezember stagnierten die Erlöse korrigierten Angaben zufolge, nachdem zunächst eine Zunahme von 0,4 Prozent ermittelt worden war. Die Verbraucher kauften zu Jahresbeginn weniger Autos und Baumaterialien, auch bei Möbeln und Gesundheitsprodukten sparten sie. Dagegen blieb bei Geschäften mit Elektronik und Bekleidung mehr Geld in den Kassen.

Das Auf und Ab der amerikanischen Konjunktur ist stark abhängig von der Kauflust der Verbraucher: Der private Konsum macht rund zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung der USA aus. Die Notenbank Fed erwartet für 2018 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,5 Prozent. Die Regierung von Präsident Donald Trump rechnet sogar mit einem Plus von 3,0 Prozent.

(Reuters)

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