Zweifelhafter Krankenstand: "Ganz ganz schlechte Arbeitsbedingungen"

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Zwölf Technosert-Mitarbeiter gingen zeitgleich in Krankenstand. Nun wird immer mehr Kritik an der oberösterreichischen Firma laut. Die Arbeitnehmervertreter sprechen von einem "Schuss ins Knie" für die Wirtschaftskammer.

In einem laut Wirtschaftskammer Oberösterreich besonders dreisten Fall von "Sozialmissbrauch" wird nun immer mehr Kritik an der betroffen Firma laut. Grund für die Aufregung: Zwölf Mitarbeiter der Firma Technosert gingen Ende 2017 zeitgleich in den Krankenstand. Die Arbeiterkammer spricht nun von "ganz, ganz schlechten Arbeitsbedingungen" bei Technosert. Im Jahr 2016 ließen sich demnach elf der rund 150 Mitarbeiter bei der Arbeiterkammer arbeitsrechtlich beraten, 2017 seien es 18 gewesen. Der Druck in der Firma dürfte nach Angaben der Arbeiterkammer hoch sein.

Der Hightech-Betrieb aus dem Mühlviertel hat laut WK OÖ wegen der guten Auftragslage für eine gewisse Zeit Überstunden angeordnet. Das habe einigen Beschäftigten wohl nicht gepasst, "weshalb diese kurzerhand beschlossen, gleichzeitig in den Krankenstand zu gehen". Zehn der Betroffenen seien gekündigt worden, zwei hätten das Dienstverhältnis selbst gelöst. Die Krankenstände dauerten zwischen zwei und fünf Monaten. Technosert selbst meldete sich bisher zu den Vorwürfen nicht zu Wort.

Der Geschäftsführer der GPA-djp Oberösterreich, Andreas Stangl, spricht von "groben arbeitsrechtlichen Verfehlungen". So erhalte er von ehemaligen Angestellten anonymisiert Aufzeichnungen, in denen von Arbeitszeitverletzungen und massivem Druck seitens der Geschäftsführung gesprochen werde. Auch in regionalen Medien meldeten sich Mitarbeiter zu Wort.

"Schuss ins Knie" für Wirtschaftskammer?

Genaueres wollte Stangl noch nicht sagen, ein Treffen mit dem Betriebsrat am Freitag wurde kurzfristig aus Krankheitsgründen abgesagt. Auch dass die angeblich vorgetäuschten Krankenstände so lange dauerten, wertet er als Indiz für schlechte Arbeitsbedingungen. Für Stangl entwickelt sich der Fall zum "Schuss ins Knie" für die WK OÖ.

Dort hieß es am Freitag, es sei erwartbar gewesen, dass nun versucht werde, den Betrieb schlecht zu machen. Das sei aber nur ein "billiges Ablenkungsmanöver vom Skandal-Krankenstand", so Erhard Prugger, Leiter der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik. Er weise den Vorwurf, dass es Arbeitszeitverletzungen gegeben habe, zurück. Ganz im Gegenteil, die Geschäftsführung sei "sehr geduldig" mit den betroffenen Mitarbeitern gewesen und habe einen "sehr guten Ruf als Arbeitgeber".

>>> Mehr zum Thema: Nirgendwo ist der Schlagabtausch zwischen Arbeiter- und Wirtschaftskammer so heftig wie in Oberösterreich. [premium]

(APA)

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