Bitcoin: Verein bietet Optioment-Opfern bis zu 200 Prozent pro Monat

René Reumüller
René ReumüllerDie Presse (Clemens Fabry)
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Sein so genannter Ausgleichsfonds habe mit Optioment nichts zu tun, sagt René Reumüller von Rocket Chain. Er wolle bloß „Gutes tun“.

Wien. Ein neuer Ausgleichsfonds namens RCIID, „Rocket Chain Institute for International Development“, gibt vor, den enttäuschten Anlegern des zusammengebrochenen Bitcoin-Investmentsystems Optioment das verlorene Geld wieder einspielen zu wollen. Das RCIID erinnere von dem System her jener von Optioment, berichtete die „Presse“ am Montag, zumal auch Leute bei Rocket Chain mitarbeiten, die bereits im millionenschweren Optioment-Vertriebssystem tätig waren haben.
Dagegen verwehrt sich René Reumüller, der den gemeinnützigen Verein gegründet hat, ausdrücklich im Gespräch mit der „Presse“. „Wir haben mit Optioment nichts zu tun. Niemand von denen (Anm.: den drei Organisatoren des Optioment-Vertriebs in Österreich) hat bei mir etwas zu sagen. Die haben die Finanzierung verbockt, ich nicht.“

„Zwischen Genie und Wahn“

Dass einer der drei sogenannten „Optiment-Musketiere“ auch die Homepage des Ausgleichsfonds gemacht hätte, zeuge nicht für eine Verbindung. Und an die Mitarbeiter von Optioment habe er sich deshalb gewandt, weil es nur wenige Vertreiber gäbe, die sich mit Krypotwährungen auskennen würden, so Reumüller. Sein Grundgedanke sei ein anderer gewesen: „Etwas Gutes zu tun, die Leute zu entschädigen – und gleichzeitig zu beweisen, dass unsere Trading-Bots super funktionieren.“ Unter Trading-Bot ist ein Computerprogramm zu verstehen, das automatisch auf den Märkten handelt.

Mehr als 2500 Menschen vertrauen Reumüller, sind dem Verein beigetreten und haben Gebühren bezahlt. Und glaubt man Reumüller, lässt sich mit seinen Trading-Bots auch wirklich viel Geld verdienen: zwischen 100 und 200 Prozent Rendite brächten sie pro Monat ein, oft sogar mehr. Diese exorbitant hohen Gewinne sind laut Reumüller der Technologie eines österreichischen Traders zu verdanken: „ein Mensch „zwischen Genie und Wahnsinn“. Seinen Namen will er allerdings nicht nennen, damit niemand auf die Idee käme, die Technologie zu stehlen. Auch bei Optioment wurde mit einem mysteriösen Trader geworben, der über einen Bot verfüge.
Reumüller wolle schon in zwei Wochen den Beweis antreten, dass sein Trading-Bot gute Renditen einspiele: „Wir werden mit den Daten des Brokers zu einem Notar gehen, der soll bestätigen, dass dieser Bot mehr als 60 Prozent macht. So ist der Bot nämlich derzeit gesteuert.“ Mit welchen Strategien Reumüller auf den Märkten für Rohstoffe, Fremdwährungen und Kryptowährungen so hohe Gewinne einspielt? „Die verrate ich nicht, das ist unser Geheimnis.“

Die FMA ermittelt

Fragt sich nur, was Reumüller bewegt, auch andere Menschen spätestens ab April von seiner Technologie profitieren zu lassen. Denn wenn der Trading-Bot einspielt, was Reumüller prophezeit, wäre er selbst in kürzester Zeit mit nur geringem Einsatz mehrfacher Euro-Millionär. „Das ist einfach. Ich habe Freude an Finanzdienstleistung“, so Reumüller.
Wobei: Derzeit handelt Reumüllers Trader nur mit Vereinsgeld, denn noch fehlten die notwendigen Bewilligungen für diese Geschäfte seitens der Finanzmarktaufsicht. Die untersucht längst das Rocket Chain-Umfeld, die neben einer Bank auch ein Fondsgeschäft aufziehen will: Alles konzessionspflichtig. Auch eine Banklizenz, die Reumüller in Tschechien beantragt haben will, reicht als rechtliche Basis für die solche Angebote in Österreich nicht aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2017)

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