Bitcoin-Pyramidenspiel: Opfer zeigen den Kontaktmann an

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BitcoinAPA/dpa/Ina Fassbender
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Rund 70 Geschädigte von Optioment zeigen nicht nur die mysteriösen Hintermänner und die drei als "Musketiere" bekannten Vertreiber an, sondern auch den Kontaktmann - einen Unternehmer aus Westösterreich.

Bewegung in der Causa Optioment: Rund 70 Geschädigte, die Geld in das potenzielle Bitcoin-Pyramidenspiel eingezahlt hatten, haben nun Strafanzeige erstattet. Die Geschädigten werden durch die Wiener Kanzlei Lansky, Ganzger & Partner vertreten. Die Anzeige lautet auf Betrug und wendet sich gegen sechs Personen: Die mysteriösen angeblichen Hintermänner Lucas M. und Alex P., die drei als „Optioment-Musketiere“ bekannten Österreicher - und auch gegen den Kontaktmann.

Dieser Bitcoin-Unternehmer aus Westösterreich soll den Kontakt zwischen Lucas M. und den „Musketieren“ hergestellt haben, die Optioment ab Ende 2016 über ein Jahr lang in Österreich vertrieben und beworben haben. „Der Kontaktmann hat eine sehr relevante Rolle gespielt“, sagt Anwalt Ronald Frankl zur „Presse“.

Die „Musketiere“, zwei Steirer und ein Niederösterreicher, gaben im Gespräch mit „Presse“ und ORF an, dem befreundeten Unternehmer vertraut zu haben, als er ihnen von Optioment erzählt habe. Der Kontaktmann habe sich „immer als verlässlicher Geschäftspartner erwiesen“. „Der hat gesagt, er kann das empfehlen, das ist eine seriöse Sache, er kenne die Betreiber“, so die Verkäufer, die von den Opfern ebenfalls angezeigt wurden. 

100 Millionen Schaden?

Bei dem potenziellen Pyramidenspiel, das auch durch die Finanzmarktaufsicht bereits angezeigt wurde, hat es bis zu 10.000 Teilnehmer aus Österreich und einigen Nachbarländern gegeben. Ihnen wurden fantastische Renditen versprochen, wenn sie ihre Bitcoins lange genug liegen lassen: bis zu vier Prozent pro Woche. Die Story: Angeblich würde der Trader Lucas M. die Bitcoins mit Hilfe einer speziellen Software im Handel einsetzen und so vermehren. Monatelang wurden Renditen und Provisionen für die Verkäufer des Produkts ausgeschüttet.

Im Dezember folgte dann der Auszahlungsstopp. Wer zu diesem Zeitpunkt noch Geld im System hatte, steht jetzt mit leeren Händen da. Die Kriminalpolizei geht von einem potenziellen Schaden von bis zu hundert Millionen Euro aus - aber die Feststellung der Summe ist schwierig, da der Bitcoin-Kurs stark schwankt.

Kaum Zweifel an Rolle

Jener Kontaktmann, der jetzt in den Fokus gerät, ist namentlich bekannt. Er hält sich aktuell in Asien auf. Vor drei Tagen ließ er einen bereits fixierten Telefontermin kurzfristig platzen - kündigte aber an, nach seiner Rückkehr nach Österreich mit den Behörden kooperieren zu wollen. An seiner Rolle als Verbindungsmann zwischen den heimischen Vertreibern von Optioment und den angeblichen Hintermännern im Ausland besteht auch kaum Zweifel.

Nicht nur, dass die „Musketiere“ im Gespräch mit „Presse“ und ORF bestätigt haben, dass der Unternehmer sie zu Optioment gebracht hat. Es gibt auch ein ausführliches Chatprotokoll der Verhandlungen, das der „Presse“ vorliegt. In seinem bisher einzigen Statement gegenüber den Medien - einem kurzen Telefongespräch mit dem ORF - hat der Kontaktmann seine Rolle selbst bestätigt, aber jede weitere Verwicklung in Optioment abgestritten.

Inzwischen sucht die Interpol nach Lucas M. und Alex P. - und die Wiener Kriminalpolizei versucht herauszufinden, welche Rolle das österreichische Netzwerk rund um Optioment genau gespielt hat. Zum Stand der Ermittlungen äußert sich die Polizei nicht. Klar ist nur: Die Polizeiarbeit könnte sich bei diesem großen und komplizierten Fall Monate oder sogar Jahre hinziehen.

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