Tourismus: Die große Berliner Eintracht

Elisabeth Köstinger
Elisabeth KöstingerAPA/GEORG HOCHMUTH
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Elisabeth Köstinger präsentierte in Berlin ihre Zukunftsvision für den Tourismus. Die Branche soll österreichweit besser zusammenarbeiten – und auch mit der Landwirtschaft kooperieren.

Berlin. Wer am Mittwochvormittag den Österreich-Stand auf der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin betrat, fühlte sich sofort heimisch. Das Publikum bestand aus österreichischen Funktionären, Politikern und Journalisten. Kaum ein ausländischer Gast hatte sich dorthin verirrt.

Die Themenwahl der neuen Tourismusministerin, Elisabeth Köstinger (ÖVP), war darauf abgestimmt: Nach einem Schwenk auf den starken internationalen Wettbewerb, von dem sich hier jeder „erste Reihe fußfrei überzeugen“ könne, und auf die schönen Zuwächse bei russischen, chinesischen und osteuropäischen Gästen kam sie auf das Lieblingsthema der Branche zu sprechen: die Senkung der Mehrwertsteuer von 13 auf zehn Prozent. Sie wurde im Wahlkampf von Sebastian Kurz oft versprochen und vergangene Woche im Ministerrat abgesegnet. Für Köstinger war es ein Heimspiel im Ausland. Die Erhöhung der Steuer auf Hotelnächte unter Rot-Schwarz sei 2016 ein „Fehler“ gewesen, den man nun gutmache, betonte sie erneut. Applaus für die Ministerin.

Die Steuerentlastung, die den Staat ab November 120 Mio. Euro im Jahr kostet, sei aber erst der „Startschuss für einen längerfristigen Prozess“. Dieser trägt den Namen „Masterplan T“ und wurde am Mittwoch von Köstinger, Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher und Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW), für den Frühling 2019 angekündigt.

Der vage Masterplan

Noch besteht er aus vagen Stichworten. Im Kern läuft alles auf mehr Kooperation hinaus. „Es wird selten in einem Gesamtkonzept gedacht“, sagt Köstinger. Das war der schärfste Rüffel, den es für die Branchenvertreter in Berlin gab. Die neun Landestourismusorganisationen und die bundesweite ÖW träten bei Budget und Marketing oft als Einzelkämpfer auf. Genauso könnten die Geldtöpfe der Landwirte und Hoteliers effizienter für beide eingesetzt werden.

Das alles soll mithilfe von Köstingers neu geschaffenem Superministerium besser werden. Seit Dezember versammelt es Landwirtschaft, Umwelt, Tourismus- und Standortpolitik unter einem Dach. Im Tourismus ist man gespannt, ob die Ministerin den Spagat zwischen so unterschiedlichen Interessensgruppen wie Naturschützern und Hoteliers vereinbaren kann. Köstinger wischt die Sorgen stets vom Tisch. „Da wird zusammengeführt, was zusammengehört“, sagte sie in Berlin zu den Branchenvertretern. Und diese springen ihr bei. 80 Prozent der Investitionen eines Hotels kämen bei den Betrieben im Umkreis von 60 Kilometern an, sagte Nocker-Schwarzenbacher. Die Verzahnung der regionalen Wirtschaft sei bereits Realität.

Wie viel Geld es für den Masterplan gibt? „Ich kann der Budgetdiskussion nicht vorgreifen“, sagt Köstinger. Der Spielraum werde demnächst mit ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger abgesteckt. Dass die Tourismusbranche mit ihren Forderungen nicht am Ende ist, wurde in Berlin aber klar, etwa, als die Sprache auf den Fachkräftemangel kam. Das Wifo prognostiziere für 2023 36.000 zusätzliche Arbeitsplätze, sagte Nocker-Schwarzenbacher, „und wir können jetzt schon nicht alle besetzen“.

Für diesen Sommer liefen die Buchungen gut. Aber Wettbewerber wie die Türkei seien zurück. Die deutliche Botschaft: Die Regierung muss weiter mithelfen – etwa beim Thema Fachkräfte –, wenn Österreich im Kampf um den Gast bestehen soll. Davon kann sich dieser Tage jeder „erste Reihe fußfrei“ bei 10.000 Ausstellern aus 184 Ländern überzeugen – sofern er den Österreich-Pavillon hinter sich lässt.

Compliance-Hinweis:
Die Autorin war auf Einladung der Österreich Werbung in Berlin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2018)

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