Wirtschaftsweise fordern von EZB Ende des billigen Geldes

APA/dpa/Boris Roessler
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Die Geldpolitik der großen Notenbanken zähle zu den Risiken für die globale Konjunktur, sagten die deutschen Wirtschaftsweisen.

Die Wirtschaftsweisen fordern von der EZB eine baldige Abkehr von der Zeit des billigen Geldes. "Angesichts der guten konjunkturellen Lage im Euro-Raum und der wieder höheren Inflation ist die Einleitung eines Ausstiegs der EZB aus der expansiven Geldpolitik überfällig", erklärte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Mittwoch in seiner neuen Konjunkturprognose. Um dabei größere Verwerfungen an den Finanzmärkten zu vermeiden, sei für die Europäische Zentralbank "die Kommunikation einer Normalisierungsstrategie von großer Bedeutung". Auch Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise forderte ein Ende der vor allem in Deutschland umstrittenen Geldflut.

Die Geldpolitik der großen Notenbanken zähle zu den Risiken für die globale Konjunktur, betonten die fünf Ökonomen und Regierungsberater. Denn die anhaltende Niedrigzinspolitik berge Risiken für die Finanzmarktstabilität. So könnte eine überraschend schnelle Straffung vor allem der US-Geldpolitik in Reaktion auf ein stärkeres Wachstum und eine höhere Inflation "zu erheblichen Preisanpassungen an den internationalen Finanzmärkten führen".

Die US-Notenbank Fed steht vor ihrer ersten Zinserhöhung in diesem Jahr. Fachleute erwarten, dass die Währungshüter um den neuen Fed-Chef Jerome Powell den Schlüsselsatz noch im Tagesverlauf um einen Viertelpunkt erhöhen - auf die eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Es wäre die sechste Zinserhöhung seit Ende 2015. Fraglich ist zudem, ob Powell für 2018 insgesamt drei oder vier Zinsschritte signalisiert. In der Euro-Zone liegt der Leitzins seit März 2016 unangetastet auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Allianz-Chefvolkswirt Heise hält einen Ausstieg aus ultraexpansiven EZB-Geldpolitik für die Wirtschaft des Währungsraums nicht nur für verkraftbar sondern auch für sinnvoll. "Ein gewisser Zinsanstieg wäre positiv zu sehen", sagte der Ökonom in Frankfurt. Für Deutschland gelte, dass zwar aktuell noch keine dramatischen Überhitzungstendenzen in der Wirtschaft erkennbar seien. "Aber je länger die EZB die Zinsen niedrig hält, um so größer wird die Gefahr," warnte er. Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft inzwischen in einer Hochkonjunkturphase. Versicherer wie die Allianz gehören zu einer Branche, der die Niedrigzinsen besonders zusetzen.

(Reuters)

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