OECD-Experte: "AMS ist international eines der effektivsten Arbeitsmarktservices"

THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICE
THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICEAPA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Christopher Prinz ist voller Lobes für das AMS. Die aktuelle Debatte über die Effizienz des Arbeitsmarktservices kann er nicht nachvollziehen. Heute tagt der AMS-Verwaltungsrat.

Der Arbeitsmarktexperte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Christopher Prinz, kann die von der türkis-blauen Regierung angestoßene Debatte um die Effizienz des Arbeitsmarktservices nicht nachvollziehen. "Das AMS wird international als eines der effektivsten und am besten geführten Arbeitsmarkservices gesehen", sagte Prinz dem "Standard". Um den "heutigen Herausforderungen" - etwa die große Zahl an arbeitssuchenden Flüchtlingen und die "weit verbreiteten psychischen Probleme Arbeitsloser" - gewachsen zu sein, sei entscheidend, das AMS mit ausreichend Mitteln und Expertise auszustatten.

Die österreichische Arbeitsmarkt- und Migrationsexpertin Gudrun Biffl sieht Kürzungen von Integrationsmaßnahmen beim Arbeitsmarktservice kritisch. Es sei "absurd", Förderungen in der Arbeitsmarktintegration zu kürzen, sagte Biffl der Zeitung. Es müsse vielmehr müsse auf die Bedürfnisse der Arbeitslosen geachtet und Maßnahmen dementsprechend angepasst werden.

Buchinger: "Verstehe Getöse nicht"

Der als SPÖ-nahe geltende AMS-Vorstand Herbert Buchinger zeigt sich irrtiert über die von der Bundesregierung via Medien verkündete Einrichtung einer "Task Force" zur Reform des Arbeitsmarktservice inklusive Ladung der AMS-Doppelspitze, die er mit ÖVP-nahen Johannes Kopf bildet. "Ich verstehe nicht, warum man das mit so einem Getöse machen muss. Wir sind alle erwachsene Menschen, mit uns kann man ganz normal reden, wie man das AMS reformieren kann und soll", sagte Buchinger dem "Standard".

Wenn die Bundesregierung unzufrieden mit seiner Arbeit sei, erwarte er sich Verhandlungen über eine Vertragsauflösung. Im Oktober hatte der von der Regierung und Sozialpartnern beschickte AMS-Verwaltungsrat die Verträge der AMS-Langzeitvorstände Buchinger und Kopf für sechs weitere Jahre verlängert.

Kopf: "Absoluter Traumjob"

Kopf denkt offenbar nicht an einen Abgang. Der eigene Arbeitsplatz sei für ihn der "absolute Traumjob", sagte der AMS-Vorstand kürzlich im APA-Interview. Die dritte sechsjährige Periode bis 2024 wolle er auf jeden Fall voll erfüllen, versicherte er Mitte März.

Der neunköpfige AMS-Verwaltungsrat berät heute, Dienstagvormittag, über Einsparungen im AMS-Budget 2018. Die neue türkis-blaue Regierung hat bei den Arbeitsmarkt-Vorhaben der vorigen rot-schwarzen Regierung den Sparstift angesetzt und will Programme kürzen, etwa das Integrationsjahr, das Fachkräftestipendium oder die Aktion 20.000 für ältere Arbeitslose. Für WKÖ-Sozialexperten und AMS-Verwaltungsrat Martin Gleitsmann ist die deutlichen Kürzungen im AMS-Budget 2018 im Vergleich zum Voranschlag der vorigen rot-schwarzen Regierung nicht besorgniserregend. "Das sehe ich überhaupt nicht dramatisch", sagte Gleitsmann dem Ö1-"Morgenjournal". Es gehe vielmehr darum, in Zeiten einer zurückgehenden Arbeitslosigkeit und einer Entspannung beim Thema Flüchtlinge die Mittel, die hohen Mittel, möglichst effizient einzusetzen, um Menschen in Beschäftigung zu bringen.

>>> Bericht auf "derstandard.at"

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Leitartikel

Wir senken Arbeitslosigkeit nicht, indem wir sie besser verwalten

Eine Reform des Arbeitsmarktservice ist schön und gut – für Bürokraten. Aber der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit beginnt, lang bevor sie entsteht.
TREFFEN VON BUNDESKANZLER STRACHE, VIZEKANZLER STRACHE, SOZIALMINISTERIN HARTINGER-KLEIN MIT DEN AMS-VORSTAeNDEN KOPF UND BUCHINGER
Österreich

Regierung will bis Juni Reformvorschläge vom AMS

Im zweiten Halbjahr 2018 sollen Reformen für das AMS beschlossen werden, hieß es nach dem Treffen der AMS-Vorstände Kopf und Buchinger mit Kanzler Kurz, Vizekanzler Strache und Sozialministerin Hartinger-Klein.
++ THEMENBILD ++ AMS/ARBEITSMARKT
Innenpolitik

AMS-Spitze trifft Regierungsmitglieder am Mittwoch

Nach dem Ministerrat soll es zu dem lange angekündigten Treffen zwischen Kurz, Strache, Hartinger-Klein und den AMS-Vorständen Kopf und Buchinger. Gesprächsthemen dürften ein kritischer interner AMS-Revisionsbericht und Reformmaßnahmen sein.
Innenpolitik

Mit den Flüchtlingen verschwinden auch die Jobs

Mit der Flüchtlingswelle 2015 sind tausende Jobs entstanden, die mit sinkenden Asylanträgen nun wieder abgebaut werden. Die Gewerkschaft will eine Arbeitslosenstiftung.
Daniela Holzinger
Innenpolitik

AMS-Kürzung: Liste Pilz ortet "staatliche Integrationsverhinderung"

Durch die Sparvorgaben würden auch 2000 Deutsch-Trainerinnen ihre Jobs verlieren, kritisiert Daniela Holzinger. "Ich unterstelle der Bundesregierung, das gezielt zu tun."

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.