Oberbank dringt zu neuen Ufern vor

Die Oberbank hat nun den boomenden Tourismus stärker im Visier.
Die Oberbank hat nun den boomenden Tourismus stärker im Visier.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Linzer Mittelstandsbank wendet sich der Branche Tourismus zu und expandiert weiter in Deutschland. Nur das Iran-Geschäft kommt nicht in Fahrt.

Wien. In der Nische lebt es sich gut. Die Linzer Oberbank hat sich auf die Finanzierung der Industrie auf sicheren Märkten spezialisiert – und ist damit weiter erfolgreich: 2017 schaffte das Institut das achte Rekordergebnis in Folge. Der Überschuss nach Steuern stieg um über zehn Prozent auf 200 Mio. Euro. Während die großen Konkurrenten ihre Masse an kleinen Privatkunden auf Onlinebanking umpolen und viele Filialen schließen, machen die Oberösterreicher Jahr für Jahr neue auf. Zu den 161 Standorten kommen heuer elf dazu. Vor allem in Deutschland stößt die Oberbank weiter vor, erstmals nach Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Warum in diesen gesättigten Markt? „Er strukturiert sich gerade unglaublich um“, erklärt Bankchef Franz Gasselsberger bei der Präsentation der Bilanzzahlen. Besonders die Sparkassen haben zu viele Filialen und leiden unter zu hohen Kosten. Das schafft eine „Unruhe“, die es leicht macht, zu Personal zu kommen. Für die Expansion sieht Gasselsberger erst dann Grenzen, wenn die „Identität als Regionalbank“ in Gefahr sei, und „dieses Gefühl habe ich noch nicht“. Er will aber auch nicht hoch hinaus – ins Investmentbanking: „Ich möchte nicht im 27. Stock eines Hochhauses in Frankfurt begraben sein.“ Lieber setzt er auf biedere Städtchen wie Fulda, Gießen oder Hanau: „Da sind wir zu Hause.“

Industrie erweitert Kapazität

Bei den Branchen hat die Oberbank nun den boomenden Tourismus stärker im Visier, eine besonders „fremdkapitalintensive“ (andere sagen: hoch verschuldete) Branche. Aber Gasselsberger sieht als potenzielle Kunden genug „Vier- und Fünfsternhotels, die hervorragend positioniert sind“.

Die eigenen Kosten sind im Griff: Das Aufwands-Ertrags-Verhältnis liegt erstmals unter 50 Prozent und damit weit unter dem heimischen Schnitt von 66 Prozent. Auch die Kapitalbasis ist mit einer Kernkapitalquote von über 17 Prozent stärker als üblich. Eine Klage ist dem erfolgsverwöhnten Banker schwer zu entlocken. Die zusätzliche Bürokratie durch die Mifid-Richtlinie für Kunden, die in Wertpapiere veranlagen? „Die Befürchtungen sind nicht eingetroffen, das Thema ist gegessen.“ Erste Wolken am Konjunkturhimmel? „Die Wirtschaft verträgt extrem viel, auch Trump und Wahlen in Italien.“ Die Firmen erweitern nach wie vor Kapazitäten: „Viele sind an der Grenze der Lieferfähigkeit oder müssen automatisieren, weil die Fachkräfte fehlen.“

Auf der Stelle tritt nur das mit viel Pomp gestartete Iran-Geschäft. Als erstes westliches Geldhaus schloss die Oberbank im September ein Finanzierungsabkommen mit Teheran ab. Aber: Die Projekte bleiben „on hold“, die US-Regierung „erschwert die Geschäfte massiv“. Präsident Trump entscheidet wieder Ende April, ob er das Atomabkommen verlängert, und fordert dafür, dass Europa einer Verschärfung von weiter bestehenden Sanktionen zustimmt. Die „Sekundärsanktionen“ könnten auch außeramerikanische Firmen betreffen: „Das müssen wir uns ganz genau anschauen.“ (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Oberbank CEO Gasselsberger talks during a Reuters interview in Vienna
Geld & Finanzen

Oberbank unterzeichnet als erstes Institut Rahmenkreditabkommen mit Iran

Zahlreiche Projekte sind bereits in der Pipeline. Die Finanzierungen sind von der Oesterreichischen Kontrollbank gedeckt.
Unternehmen

Oberbank schwimmt gegen den Strom

Immer mehr Bankfilialen schließen. Aber es gibt auch Institute, die sich dem Trend widersetzen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.