Daimler stimmt Anleger auf niedrigere Gewinnspanne bei E-Autos ein.
Stuttgart. Die Milliardeninvestitionen in die Elektromobilität werden beim deutschen Autobauer Daimler nicht ohne Folgen für die Bilanz bleiben. Darauf hat Vorstandschef Dieter Zetsche die Aktionäre bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Berlin eingestimmt.
„Mehr Elektroautos sind gut für die CO2-Bilanz. Aber nicht so gut für unsere Konzernbilanz – jedenfalls vorübergehend“, sagte Zetsche am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Berlin. Das vorige Jahr hatte der Konzern mit einem Rekordgewinn beendet.
Der Wandel hin zu einer emissionsfreien Mobilität sei eine betriebswirtschaftliche Herausforderung. „Deshalb geben wir beim Thema Effizienz keinen Deut nach“, sagte Zetsche. Daimler will das erste vollelektrische Auto der Marke EQ von 2019 an produzieren, neun weitere Modelle sollen folgen. Zudem soll es bis 2022 in jedem Mercedes-Segment eine elektrifizierte Variante geben.
Vier Milliarden Euro Spielraum
Um die Investitionen stemmen zu können, hat Zetsche in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz im vergangenen September bereits ein neues Sparprogramm aufgelegt, das über die kommenden Jahre einen Spielraum von zusätzlichen vier Mrd. Euro liefern soll. Unter anderem sollen Produkte schneller auf den Markt gebracht werden, bei den Material- und Produktionskosten wollen die Stuttgarter effizienter werden. Spartenfinanzchef Frank Lindenberg hat da bereits angedeutet, dass man zumindest für eine Übergangsphase auf etwas geringere Renditen vorbereitet sein müsse. Elektroautos hätten zumindest am Anfang eine deutlich kleinere Gewinnspanne als die Verbrennermodelle.
Am Donnerstag betonte Zetsche erneut auch die Bedeutung des Diesels für die Senkung des Kohlendioxidausstoßes. Fahrverbote lehnte er explizit ab, zudem sprach er sich indirekt auch gegen die inzwischen von vielen geforderte Hardwarenachrüstung von Dieselautos aus und plädierte für die angekündigten Software-Updates. Von den Möglichkeiten des autonomen Fahrens zeigte sich Zetsche weiterhin überzeugt. Es werde die Zahl der Unfälle signifikant verringern. (ag./est)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2018)