Großbritannien trotz Brexit bei Investoren Nr. 1

An anti-Brexit protester waves an EU flag opposite the Houses of Parliament in London
An anti-Brexit protester waves an EU flag opposite the Houses of Parliament in LondonREUTERS
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Wegen gestiegenen Engagements von US-Unternehmen - Deutschland auf dem zweiten Platz, Sorge um Digitalstandort

Trotz des nahenden EU-Austritts bleibt Großbritannien einer Studie zufolge das beliebteste Ziel von Investoren in Europa. 2017 legte die Zahl der Investitionsprojekte ausländischer Firmen um sechs Prozent auf 1205 zu, ergab eine am Montag veröffentlichte Auswertung der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dabei sollen gut 50.000 Jobs geschaffen werden.

Auf Platz zwei folgt Deutschland mit dem Rekordwert von 1124 Projekten, was ebenfalls einer Zunahme um sechs Prozent entspreche. Hier wurden gut 31.000 neue Jobs in Aussicht gestellt. Allerdings wachsen laut der Attraktivitätsstudie die Zweifel am Digitalstandort Deutschland, da dieses bei Kriterien wie der Breitbandversorgung nur noch mittelmäßig bewertet werden. Nur noch 15 Prozent der Entscheidungsträger seien überzeugt, dass neue digitale Geschäftsmodelle in Deutschland leicht vorangetrieben werden können, was ein Rückgang um fast die Hälfte innerhalb eines Jahres ist.

Auch Engagement von US-Unternehmen steigt

Hauptgrund für das starke Abschneiden Großbritanniens ist den Angaben zufolge das nochmals gestiegene Engagement von US-Unternehmen. Sie erhöhten ihre Investitionen um 16 Prozent auf 334 Projekte. Für Unternehmen aus anderen Teilen der Welt sei hingegen Deutschland der Top-Standort in Europa. In einer weltweiten Befragung von 505 Unternehmen internationaler Konzerne nannten 66 Prozent Deutschland als einen von drei Top-Investitionsstandorte in Europa. Dahinter folgen Frankreich mit 56 Prozent der Nennungen und Großbritannien mit 52 Prozent.

"Das große Vertrauen, das gerade amerikanische Unternehmen in den Standort Großbritannien setzen, ist bemerkenswert", sagte Hubert Barth, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung in Deutschland. "Offenbar setzen viele Unternehmen trotz der schwierigen Brexit-Verhandlungen auf eine Einigung, die Unternehmen aus Großbritannien auch künftig einen Zugang zum europäischen Binnenmarkt ermöglicht - denn Europa dürfte langfristig der mit Abstand wichtigste Handelspartner Großbritanniens bleiben."

Zehn Prozent mehr deutsche Unternehmen

Auch deutsche Unternehmen haben sich der Studie zufolge keineswegs von Großbritannien abgewendet, sondern investieren dort weiter in großem Umfang: Insgesamt 101 Investitionsprojekte deutscher Unternehmen in Großbritannien wurden 2017 gezählt, zehn Prozent mehr als im Jahr davor. "Durch das schwache Pfund hat Großbritannien zwischenzeitlich als Investitionsziel und als Basisstandort für exportierende Unternehmen sogar an Attraktivität gewonnen", sagte Barth. "Und auch der britische Markt bleibt ein interessanter Absatzmarkt, auf dem beispielsweise die großen deutschen Discounter Marktanteile gewinnen und entsprechend stark investieren."

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