Kika/Leiner: Das lange Warten auf den Möbeldeal

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Symbolbild. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Die Gläubiger spielen beim Verkauf der Möbelkette nicht so reibungslos mit wie gehofft. Die Vertragsunterzeichnung wird zur Hängepartie.

Zuerst wollte René Benko den Kauf von Kika/Leiner bis Dienstagmitternacht unterzeichnen. Dann verschob sich die Frist auf Mittwochfrüh. Bis Redaktionsschluss am Mittwochabend war noch immer nichts passiert. "Wir sind noch dabei", richtete Kika/Leiner-Chef Gunnar George gegen sechs Uhr abends knapp über die Presseagentur aus. Dann war wieder Stille.

Die Unterzeichnung des Kaufvertrags der angeschlagenen Möbelkette entwickelt sich zur Hängepartie. Daran sind weder die Verkäuferin – die südafrikanische Steinhoff-Gruppe – noch der Käufer - der Tiroler Investor Benko mit seiner Signa Holding - interessiert, geschweige denn schuld.

Es sind laut Verhandlern die Gläubiger von Steinhoff – die großen Hedgefonds in London und den USA –, die nach dem Bilanzskandal einen Großteil der Außenstände von Steinhoff übernahmen und nun die Vertragsunterzeichnung blockieren. Bei 9,6 Mrd. Euro Schulden wollen sie ein Wörtchen mitreden, wenn 70 Möbelhäuser in Österreich und Osteuropa für 450 Mio. Euro aus der Steinhoff-Masse verkauft werden.

"Es ist nur eine Frage der Zeit"

Es gebe keinen Grund zur Sorge, heißt es aus Verhandlerkreisen zur „Presse“. Dieser Deal komme, „es ist nur eine Frage der Zeit“. Der Staat und der Fiskus verhielten sich kulant: Die Steuern, die dem 5000-Mitarbeiter-Betrieb seit vergangener Woche bis zu Benkos Übernahme des operativen Geschäfts gestundet werden, drängten vorerst nicht.

Es komme am Ende auf die Gläubiger an, die jede Immobilie dreimal prüfen, möglichst viel herausholen wollen – und zum Teil glauben sollen, dass ihnen eine Insolvenz der Kette mehr bringe als der Verkauf des lebenden Unternehmens.

Am 29. Juni wird es spannend – nicht in Österreich, sondern in Südafrika: Steinhoff präsentiert an dem Tag die Bilanz fürs erste Halbjahr 2018 und will um Stundung bitten. Die Antwort der Gläubiger wird davon abhängen, ob sie froh sind, eine zuletzt defizitäre Möbelkette los zu sein - oder ob sie den Immobilien nachtrauern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2018)

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