Vergabe von Firmenkrediten im Euro-Raum zieht immer mehr an

Das viele billige Geld der EZB treibt den Kreditfluss im Euro-Raum weiter an.

Dank des vielen billigen EZB-Geldes steigt die Kreditvergabe an Unternehmen in der Euro-Zone so stark wie seit rund neun Jahren nicht mehr. Trotz etwas abgeflauter Konjunktur und des Handelsstreits mit den USA reichten Banken an Firmen außerhalb des Finanzsektors im Mai 3,6 Prozent mehr Darlehen aus als vor Jahresfrist, wie die Europäische Zentralbank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. So kräftig hatte die Kreditvergabe zuletzt im Jahr 2009 zugenommen. Im April lag das Plus noch bei 3,3 Prozent. An die Privathaushalte vergaben die Geldhäuser im Mai 2,9 Prozent mehr Darlehen als ein Jahr zuvor. Die Entwicklung kommt der EZB entgegen. Sie strebt eine allmähliche Abkehr von ihrem Kurs der Niedrigzinsen und Anleihekäufe an, mit denen sie die Konjunktur und Kreditvergabe anschieben will.

Experten werteten die Zahlen als Beleg dafür, dass die Wirtschaft trotz der jüngsten Abkühlung auf Wachstumskurs bleibt. "Das spricht dafür, dass der Aufschwung in der Euro-Zone zwar einen Gang zurückschaltet, aber anhält", erklärte der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner. Bislang deute nichts auf einen Konjunktureinbruch hin. "Sollten die politischen Spannungen in Europa und mit den USA jedoch noch zunehmen, dürfte das Banken und Unternehmen bewegen, vorsichtiger zu agieren." Die Wirtschaft im Währungsraum war im ersten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen - in den drei Vorquartalen waren es noch jeweils 0,7 Prozent.

Die EZB hält ihren Leitzins seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen. Erst kürzlich stellten sie in Aussicht, ihren Niedrigzinskurs noch bis mindestens über den Sommer 2019 hinweg beizubehalten. Seit mehr als drei Jahren erwerben die Euro-Wächter zudem in großem Stil Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um Banken zur stärkeren Darlehensvergabe anzuregen. Wegen der rundlaufenden Konjunktur will die EZB aber die Käufe bis Ende dieses Jahres einstellen. Dann werden sie eine Größenordnung von 2,6 Billionen Euro erreicht haben.

Die von der EZB genau verfolgte Geldmenge M3 nahm im Mai um 4,0 Prozent zu. Volkswirte hatten mit 3,8 Prozent gerechnet. Neben Bargeld und Einlagen auf Girokonten gehören auch Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen zur Geldmenge M3. Mittel- bis langfristig ist Ökonomen zufolge die Entwicklung der Geldmenge eng mit der Inflationsentwicklung verknüpft. 

(Reuters)

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