IWF warnt Deutschland - Wirtschaft geht langfristig die Puste aus

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Deutschlands Wirtschaft steht nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds mittel- und langfristig vor erheblichen Wachstumsproblemen.

Für 2018 nahm der Internationalen Währungsfonds (IWF) unter anderem wegen des Handelsstreits mit den USA seine Prognose um 0,3 Punkte auf 2,2 Prozent zurück, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte. Für 2019 wird mit einer Steigerung des Bruttoinlandproduktes von 2,1 Prozent gerechnet, ein Tick mehr als bei der vorherigen Schätzung im April. Danach dürfte es aber kontinuierlich bergab gehen - bis auf einen Wert von 1,1 Prozent im Jahr 2023. Angesichts der ungünstigen Demografie und einer schwachen Produktivitätsentwicklung sollte sich die Politik auf die Stärkung des Wachstumspotenzials konzentrieren, rät der IWF.

Noch steht die deutsche Wirtschaft nach Jahren des Booms gut da. Allerdings machen die Experten auch kurzfristig schon große Gefahren aus: "Die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte sind erheblich", heißt es im neuen IWF-Länderbericht. Darin werden ferner der zunehmende Protektionismus in der Welt, geopolitische Unsicherheiten, aber auch die Gefahr eines Wiederaufflammens der Euro-Staatsschuldenkrise als Unsicherheitsfaktoren genannt. Das könnte die deutschen Exporte und Investitionen beeinträchtigen und berge die Gefahr finanzieller Turbulenzen.

Das Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft bei normaler Auslastung sieht der IWF bei lediglich 1,3 Prozent. Der Staat sollte daher generell noch stärker investieren, insbesondere in Aus- und Weiterbildungen sowie in Zukunftsbereiche der Wirtschaft. Er müsse die Bedingungen für private Investitionen verbessern und das Arbeitskräfte-Angebot erhöhen. Nur so könne das langfristige Wachstum, das durch die Alterung der Gesellschaft gehemmt wird, gestärkt werden.

Die Höhe der deutschen Überschüsse im Waren- und Kapitalverkehr mit anderen Ländern hält der IWF für ungesund. So dürfte der Leistungsbilanzüberschuss in diesem Jahr mit 8,3 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sogar wieder leicht steigen und danach auch nur mäßig sinken. Dies sei deutlich mehr als auf mittlere Sicht gerechtfertigt. Wünschenswert sei hier eine Quote zwischen zwei und viereinhalb Prozent. Mehr Investitionen und die jüngsten kräftigen Lohnzuwächse könnten helfen, das Ungleichgewicht zu mindern.

Als weiterhin schwach bewertete der IWF die Profitabilität im Banken- und Lebensversicherungssektor. Hier müssten die Restrukturierungsanstrengungen verstärkt werden, um die Widerstandskraft der Branche zu erhöhen.

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