"USA eröffnen das Feuer auf die gesamte Welt, sich selbst eingeschlossen"

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Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf Waren aus China sollen ab Freitag gelten. Eine Eskalation des Streites ist zu befürchten. Europa liegt zwischen den Fronten.

China hat die USA davor gewarnt, mit ihrer Handelspolitik die Weltwirtschaft zu gefährden. Die Erhebung von Zöllen greife Liefer- und Wertschöpfungsketten weltweit an, sagte der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Gao Feng, am Donnerstag. "Um es einfach auszudrücken: Die USA eröffnen das Feuer auf die gesamte Welt, sich selbst eingeschlossen." China werde sich durch Drohungen und Erpressungen jedoch nicht davon abbringen lassen, freien Handel und das multilaterale System zu verteidigen. Sollten die USA wie angekündigt ab Freitag Zölle auf Güter aus dem Reich der Mitte im Wert von 34 Milliarden Dollar erheben, werde China umgehend mit Zöllen auf US-Güter reagieren. China werde aber nicht den ersten Schuss abgeben. Die Volksrepublik wolle keinen Handelskrieg.

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle sollen ab Freitagmittag (Ortszeit, 06.01 MESZ) gelten. Eine Eskalation des Streites ist zu befürchten, da Trump mit weiteren Maßnahmen gedroht hat, sollte China seinerseits Abgaben erheben. Auf dem Spiel stehen chinesische Güter im Wert von bis zu 450 Milliarden Dollar. Trotz der Auseinandersetzungen rechnet China Gao zufolge für die zweite Jahreshälfte nicht mit Einschränkungen im Außenhandel. Sollte sich der Streit jedoch zu einem Handelskrieg ausweiten, fürchten Investoren einen heftigen Schlag für die Exporte Chinas und die Wirtschaft. Von Reuters befragte Analysten rechnen für das zweite Quartal mit einem leichten Abflauen des Wachstums in der Volksrepublik auf 6,7 Prozent. Die Daten zur Wirtschaftsleistung sollen am 16. Juli veröffentlicht werden. Die Börsen in China knickten am Donnerstag ein. Anleger macht zudem die seit Wochen fortschreitende Abwertung der Landeswährung Yuan nervös.

Die Welthandelsorganisation (WTO) warnte bereits davor, dass Handelsbarrieren die Erholung der Weltwirtschaft gefährdeten. Erste Auswirkungen seien bereits zu beobachten. Unter anderem wegen des Handelsstreits fürchtet der Internationale Währungsfonds auch für Deutschland Wachstumsprobleme. "Die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte sind erheblich", heißt es im jüngsten IWF-Länderbericht. Auch Firmen schlagen Alarm. "Natürlich machen wir uns Sorgen, wenn das eskaliert", sagte beispielsweise Airbus-Chef Tom Enders.

EU zwischen den Fronten

Trump führt einen Feldzug gegen das immense Außenhandelsdefizit der USA an mehreren Fronten. Neben China geriet vor allem die Europäische Union ins Blickfeld. Der EU droht Trump unter anderem mit Zöllen auf Autoimporte. Auch mit den Nachbarn Kanada und Mexiko liegen die USA im Handelsclinch. Kanada hat gerade ähnlich wie die EU Vergeltungszölle verhängt, nachdem die USA Sonderzölle auf Stahl-und Aluminiumprodukte erhoben haben. Das gemeinsame Handelsabkommen NAFTA liegt in Scherben.

Die Linie des Präsidenten ist in den USA höchst umstritten. Vor allem die Branchen, die Vergeltungszölle zu befürchten haben, halten nichts von seiner Handelspolitik. Weil die US-Bauern Vergeltungsmaßnahmen aus China etwa auf Sojabohnen und Schweinefleisch zu befürchten haben, umgarnt Trump seit Wochen diesen Berufsstand, in dem viele seiner Stammwähler sitzen. "Es gibt viele Sorgen", sagte Matt Perdue von der Nationalen Farmer Gewerkschaft.

Kanadas Vergeltung auf Waren im Wert von insgesamt 13 Mrd. Dollar soll zum Teil die Farmer treffen. Mexiko zielt auf Produzenten von Schweinebauch. "Wir haben alle Investitionen auf Eis gelegt", sagt etwa der Chef von des Schweinefleischproduzenten Maschhoff Family Foods, Ken Maschhoff, dem Sender CNBC. "Wir sollten gute Patrioten sein und das waren wir. Aber ich möchte nicht der Patriot sein, der am Ende des Krieges stirbt."

Die Eskalation zwischen den USA und China verfolgen europäische Firmen "mit hoher Nervosität", wie aus Kreisen der EU-Botschaften in Peking zu erfahren war. Ihre Befürchtung: Die Chinesen könnten Washington anbieten, künftig mehr in den USA als in Europa einzukaufen, um so den Handelsstreit beizulegen. Eine Bestellung von 180 Airbus-Flugzeugen sei bereits aufgeschoben, damit Peking möglicherweise mehr beim US-Hersteller Boeing kaufen kann. Jede Branche beobachte genau, wohin sich der Konflikt entwickelt.

Die Strafzölle der Chinesen gegen Importe von Autos aus den USA treffen ausgerechnet deutsche Autobauer wie BMW und Mercedes, die von ihren Werken in den USA aus China beliefern. "Es wird befürchtet, dass, egal wie sich der Konflikt weiter entwickelt, europäische Unternehmen zu den Verlierern gehören werden", war von EU-Diplomaten zu hören. Daimler gab bereits eine Gewinnwarnung.

Auch BMW ist stark betroffen. Fast jedes fünfte Auto, das die Münchner auf dem weltgrößten Automarkt China verkaufen, kommt aus den USA. Peking hatte erst am vergangenen Sonntag die Einfuhrzölle auf Autos von bisher 25 auf 15 Prozent gesenkt. Doch werden sie mit den neuen Vergeltungsmaßnahmen jetzt auf 40 Prozent wieder angehoben.

Ob China oder die USA am meisten unter einem Handelskrieg zu leiden haben, ist unter Experten umstritten. Die US-Wirtschaft lebt zu zwölf Prozent vom Export, Chinas Wirtschaft sogar zu 20 Prozent. Die USA exportierten 2017 für 130 Mrd. US-Dollar nach China, während China für 500 Mrd. US-Dollar in die USA verschiffte.

Nur dürfte der Streit nicht auf den Außenhandel begrenzt bleiben. Peking könnte auch in China tätigen US-Unternehmen das Leben schwer machen. Sie haben im vergangenen Jahr Produkte und Dienste für 280 Milliarden US-Dollar im Land verkauft. Wie schon in Streitigkeiten mit Japan und Südkorea könnten Chinas Behörden die Unternehmen in Sachen Feuerschutz, Hygiene, Arbeitssicherheit oder Zollabfertigung drangsalieren und ihre Geschäfte behindern.

(APA/dpa/Reuters)

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