Ex-Hypo-Chef Pinkl erhält zwei Millionen für zehn Monate

Hypo MillionenAbfindung fuer Pinkl
Hypo MillionenAbfindung fuer Pinkl(c) REUTERS (HERWIG PRAMMER)
  • Drucken

Der Streit um die Millionen für den ehemaligen Hypo-Chef Franz Pinkl ließ fast die Aufsichtsrats-Sitzung platzen. Auch die Bestellung der neuen Vorstände verlief nicht reibungslos.

Wien (höll). Die Bestellung der neuen Vorstände der verstaatlichen Hypo Alpe Adria Bank begann am Mittwoch abend mit einem Eklat: Schon kurz nach Beginn wurde die Aufsichtsratssitzung unterbrochen. Es gebe eine Verschiebung, lautete die erste Meldung. Wenig später erklärte eine Sprecherin der Bank, die Aufsichtsratssitzung werde fortgesetzt.

Für Kontroversen sorgte die Abfindung für den scheidenden Hypo-Chef Franz Pinkl. Dieser ist zwar erst seit Juni 2009 im Amt, er soll aber auf die Auszahlung des Fünfjahres-Vertrags in der Hohe von bis zu 4,5 Mio. Euro bestanden haben. Dem neuen Hypo-Aufsichtsratschef Johannes Ditz gelang es, den Betrag auf zwei Millionen Euro runter zu verhandeln. Doch der SPÖ war dies immer noch zu viel. Im Aufsichtsrat kam es zu einer Kampfabstimmung, die mit unentschieden endete.

Entsprechend der politischen Farbenlehre ist das Kontrollgremium mit zwei Vertretern von der SPÖ und der ÖVP besetzt. Die SPÖ nominierte Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten und Ex-ÖBB-Chef Helmut Draxler. Die ÖVP hat Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler und den ehemaligen Wirtschaftsminister Ditz entsandt. Trotzdem erhält Pinkl nun die Millionen-Abfindung, weil Ditz von seinem Recht gebrauch machte, wonach bei einer Pattstellung die Stimme des Vorsitzenden doppelt zählt.

Bei der Nominierung des neuen Aufsichtsrats Ende Jänner hatte es geheißen, dass Ditz und Vize-Präsident Scholten „gleichberechtigte Partner" seien. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Finanzkreisen zufolge hatte sich die SPÖ dafür ausgesprochen, Pinkl das Vertrauen zu entziehen. Dagegen legte sich die Volkspartei quer. Sie argumentierte, dass sich der Hypo-Chef nichts zu schulden kommen lassen hat. Ditz warnte zudem vor einem teuren Rechtsstreit.

Ärger über Bonus für Bankvorstand

Auch die Bestellung der neuen Vorstände verlief nicht reibungslos. Denn die Sozialdemokraten kritisierten den Bonus, den die Manager erhalten sollen.
Vorgesehen war, dass die Hypo in drei Jahren von einem Wirtschaftsprüfer bewertet werden soll. Die Manager sollten davon einen bestimmten Anteil erhalten.

„Hier hat der Aufsichtsrat übers Ziel geschossen", meint Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ). Denn es stecken schon 1,5 Mrd. Euro von den Steuerzahlern in der Bank. „Erst wenn klar ist, dass der Staat ohne Verluste aus dem Debakel aussteigt, kann es eine Erfolgskomponente geben", sagte ein Sprecher von Schieder. Die Volkspartei (ÖVP) ist hier anderer Ansicht. Hier konnte aber ein Kompromiss erzielt werden. So wurden die Bonuszahlungen deutlich reduziert. Erst wenn die Bank einen bestimmten Wert erreicht hat, soll es eine Erfolgsprämie geben.

Neuer Chef wird KPMG-Wirtschaftsprüfer Gottwald Kranebitter. Er hat sich nicht um den Job beworben, sondern wurde vom Aufsichtsrat direkt angesprochen. Sein Vize wird der Morgan Stanley-Banker Johannes Proksch. Er soll sich um die Finanzen der Hypo kümmern Für die Risikosparte ist Bank Austria-Manager Wolfgang Edelmüller zuständig. Noch nicht fix ist, wer der vierte Vorstand werden soll. Hier war ursprünglich Franz Zoufal (von der Bank Austria) vorgesehen. Der Aufsichtsrat will sich aber noch weitere Bewerber ansehen.

Aufsichtsratschef Johannes Ditz und sein Stellvertreter Rudolf Scholten erklärten in einer Pressemitteilung: "Wir haben großes Zutrauen in das neue Team. Damit machen wir auch personell den nach der Übernahme durch den Bund erforderlichen Neuanfang". Ditz drückte auch sein Bedauern über Pinkls Rücktritt aus. Dessen Nachfolger Kranebitter streute er Rosen: Er sei überzeugt, dass er die Bank in eine "stabile Zukunft" führen könne. Der neue Vorstand tritt sein Amt am 1. April an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Hypo Alpe: Boni erst, wenn Bank wieder verdient

Eine "Erfolgsprämie" gibt es für die neuen Hypo-Manager nur bei einem Verkauf an private Investoren. Boni werden erst ausgezahlt, wenn die Bank den 450 Millionen Euro schweren Staatszuschuss plus Zinsen verdient hat.
Österreich

Die Pläne des neuen Hypo-Chefs

Hypo-Chef Kranebitter geht davon aus, dass die Bank keinen weiteren Zuschuss vom Staat braucht. Auf einen Zeitrahmen für einen möglichen Verkauf wollte sich Kranebitter nicht festlegen.
Leitartikel

Über Pinkl und das öffentliche Auspeitschen

Eine Bank, die am Boden liegt – und dafür zwei Millionen Euro Abfertigung: Ist das gerechtfertigt? Ja.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.