Die türkische Lira verliert rasant an Wert. Am Donnerstag kostete ein Euro erstmals mehr als acht Lira. Im Sog dieser Krise gehen auch Währungen anderer Schwellenländer auf Talfahrt.
Der Druck auf die türkische Lira nimmt rasant zu. Kostete ein Dollar Donnerstag Früh noch 6,47 Lira, so verteuerte er sich bis am frühen Nachmittag bereits um fünf Prozent auf mehr als 6,84 Lira. Noch mehr verliert die Lira gegenüber dem Euro an Boden. Ein Euro kostete kurz vor 14 Uhr erstmals mehr als 8,00 Lira , das ist ein neues Rekordtief.
"Die Stimmung in der Türkei trübt sich weiter ein – es droht eine Rezession", sagte Deutsche-Bank-Anlagestratege Ulrich Stephan. Die Folgen für die Euro-Zone sollten seiner Ansicht nach aber überschaubar bleiben. "Die Krise dürfte sich auch im schlimmsten Fall deutlich glimpflicher als zunächst angenommen auf die Kapitalausstattung europäischer Banken auswirken."
Seit Wochen wertet die türkische Währung ab. Sie hat seit Jänner zum Dollar fast 40 Prozent an Wert eingebüßt. Hinter dem Lira-Verfall steht unter anderem ein Streit zwischen den Regierungen in Ankara und Washington wegen der Inhaftierung eines US-Pastors in der Türkei. Zudem sehen Investoren zunehmend die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank in Gefahr, die von Präsident Recep Erdogan an die Kandarre genommen wurde. Der Vizegouverneur der Notenbank, Erkan Kilimci, soll zurückgetreten, berichtete Reuters am Donnerstag.
Marktteilnehmer befürchten, dass sich viele Investoren generell aus aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien und Südamerika zurückziehen werden. "Die Gefahr, dass diese Krise zu einer globalen Schwellenländer-Krise wird, wird immer größer", sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Auch die Währung Argentiniens rutschte auf ein Allzeittief. Für einen US-Dollar mussten rund 34 Peso gezahlt werden, und damit so viel wie noch nie. In dem südamerikanischen Schwellenland spitzt sich die Währungskrise weiter zu. Der Internationale Währungsfonds prüft nach einer Bitte der Regierung in Buenos Aires eine vorzeitige Auszahlung milliardenschwerer Finanzhilfen.
Etwa zeitgleich erreichte die indische Rupia ein neues Rekordtief im Handel mit dem Dollar. Generell leiden Währungen von Schwellenländern darunter, dass Investoren zunehmend Geld abziehen und es dank steigender Zinsen in den USA anlegen. Seit geraumer Zeit erhöht die US-Notenbank Fed die Leitzinsen, eine zehnjährige amerikanische Staatsanleihe wirft mittlerweile eine vergleichsweise hohe Rendite von knapp drei Prozent ab.
Neben den steigenden Zinsen in den USA werden Währungen von Schwellenländern durch interne Problemen belastet. Politische Skandale haben lange Zeit auch Südafrika erschüttert und der Kurs des südafrikanischen Rand hat sich zuletzt in Richtung eines neues Rekordtiefs bewegt.
(Reuters)