Kern: "Investieren in Lehrling viel weniger als in Maturanten"

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Die Facharbeiterausbildung müsse verstärkt werden, sagt SPÖ-Chef Christian Kern. Ein SPÖ-Ziel seien 10.000 Ausbildungsplätze. Diese Investition koste ungefähr 150 Millionen Euro.

Die derzeit fehlenden Arbeitskräfte sollten aus dem Pool der bereits in Österreich lebenden 300.000 Menschen ohne Jobs geschöpft werden, statt zusätzliche Kräfte aus dem Ausland zu holen, sagte SPÖ-Chef Christian Kern beim Forum Alpbach.

Kern plädiert für entsprechende Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen. Dann ließen sich auch jene 10.000 Stellen nachbesetzen, für die es derzeit keine fachlich geeigneten Kräfte gibt. Dazu müsse die Facharbeiterintensivausbildung massiv verstärkt werden. SPÖ-Ziel sind 10.000 Ausbildungsplätze. "Diese Investition kostet ungefähr 150 Millionen Euro und ist absolut notwendig. Wir investieren in die Facharbeiterausbildung pro Kopf zu wenig. Wir investieren in einen Lehrling viel weniger als in einen Maturanten. Diese Verhältnis gehört gleichgezogen. Damit könnten wir die fehlenden Arbeitskräfte aus dem österreichischen Potenzial holen und nicht auf Drittmärkten abwerben."

"Das ist keine Art von Fremdenfeindlichkeit, es geht um Gerechtigkeit, denn derzeit werden zwei Drittel der Jobs von Nicht-Österreichern aus anderen EU-Ländern nachbesetzt." Es gehe um die Nutzung des "bestehenden Potenzials, egal ob die einen österreichischen Pass haben oder nicht". Der derzeit in Österreich lebenden Asylwerber in Lehre würde Kern legitimieren. "Die sollen ihre Lehrausbildung abschließen und wenn sie in einem Mangelberuf arbeiten, auch bleiben können. Das ist ja total absurd und unlogisch, dass wir diese Leute nach Afghanistan oder in den Irak zurückschicken und dann Filipinos und Chinesen holen."

Arbeitszeitgesetz nachbessern

Zudem fordert die SPÖ Nachbesserungen beim neuen Arbeitszeitgesetz.  "Es muss zu einer Überarbeitung des 60-Stunden-Woche-Arbeitsgesetzes kommen", forderte Kern. Die neuen Arbeitszeitregeln, die künftig auch die Möglichkeit eines 12-Stunden-Tags und einer 60-Stunden-Woche vorsehen, treten am Samstag in Kraft.

Die SPÖ fordert von ÖVP und FPÖ unter anderem die gesetzliche Verankerung einer 4-Tage-Woche bei 12 Stunden Arbeit. "Die Gewerkschaft wird das bei den Kollektivvertragsverhandlungen thematisieren. Das wird da und dort gelingen, aber es wird genug Branchen geben, wo das schwierig wird. Deshalb brauchen wir eine gesetzliche Vorkehrung, damit sichergestellt wird, dass das Blaue, das da von der Regierung vom Himmel versprochen wurde, auch wirklich passiert."

Weiters wünscht sich Kern eine Rücknahme der neuen und lockereren nächtlichen Ruhezeiten im Tourismus. "Wenn wir einen Arbeitskräftemangel im Tourismus haben, kann die Lösung ja nicht sein, dass wir die Arbeitsbedingungen noch einmal verschlechtern.

Eine Änderung schlägt die SPÖ auch bei den Überstundenzuschlägen vor. "Bei Gleitzeit gibt es keine Überstunden. Das muss nachgebessert werden. 11. und 12. Überstunde müssen mit Überstundenzuschlägen ausbezahlt werden." Kern fordert bis zur 10. Stunde mindestens 50 Prozent, aber dann über die 10. Stunde hinaus gesetzlich verpflichtend 100 Prozent.

(APA)

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