Nutznießer des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt könnte die EU sein, sagt der österreichische Spitzenökonom Gabriel Felbermayr. Er spricht heute in Wien über Handelskonflikte.
Die neuen US-Strafzölle bremsen nach Berechnungen des Ifo-Instituts das chinesische Wirtschaftswachstum nur wenig. "Sollten die Zölle gegen Jahresende von zehn auf 25 Prozent steigen, dann beträgt der Bremseffekt 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte", erläuterte der Leiter des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Gabriel Felbermayr, am Dienstag. "Das ist spürbar, aber bei einem chinesischen Wachstum von etwa 6,5 Prozent im Jahr ist die Auswirkung überschaubar."
China habe sich in den vergangenen Jahren deutlich unabhängiger vom Export gemacht. "Das zahlt sich jetzt aus", ergänzte der Experte. "Aber der Handelskrieg zwischen den USA und China erhöht die weltwirtschaftlichen Risiken deutlich." Er führe zu einem Aufwertungsdruck auf den Dollar. Das wiederum belaste die Schwellenländer. In China selbst komme manches überschuldete Unternehmen unter zusätzlichen Druck.
Nutznießer des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt könnte die EU sein. "Die Zeit, in der Trump gleichzeitig gegen alle Handelspartner vorgeht, sollte zunächst einmal vorbei sein", führte Felbermayr aus. "Solange sich die Spirale des Handelskriegs zwischen Washington und Peking dreht, ist Europa relativ sicher." Produkte aus Europa könnten sogar Marktanteile gewinnen. "Wenn europäische Konzerne in den USA oder China für den Weltmarkt produzieren, dann steigen auch für sie die Kosten", schränkte der Ifo-Experte ein. "Für kleinere europäische Unternehmen, deren Wertschöpfungsketten eher regional aufgestellt sind, gibt es aber in der Tat neue Chancen."
Der österreichische Spitzenökonom Gabriel Felbermayr warnt davor, US-Präsident Donald Trump als Spinner abzutun. Doch Gegenwehr zu Strafzöllen sei richtig und werde noch richtiger, wenn es die ganze Welt tut.
Die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten. Weil die USA zusätzliche Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar einheben, verkündet China neue Zölle auf US-Waren.
Die USA spitzen den Handelskonflikt mit China weiter zu: Donald Trump kündigte Strafzölle von zehn Prozent auf Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar an - und droht mit weiteren Strafmaßnahmen.
Der US-Präsident sieht in tollen Wirtschaftsdaten eine Folge seines Wirkens. Ökonomen sind skeptisch. Wem die Amerikaner glauben, könnte die Midterm-Wahl entscheiden.
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