Nowotny: Fünf Prozent Lohnforderung "nicht besonders überschießend"

Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny
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"Ich glaube, wir sind derzeit in einer wirklich sehr guten Wirtschaftslage", sagt Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowonty, und rechnet vor, wie die Forderung der Metaller nach fünf Prozent mehr Lohn zustande kommt.

Die von der Metallergewerkschaft erhobene Forderung nach einer Erhöhung der Löhne um fünf  Prozent ist nach Ansicht von Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny "nicht besonders überschießend". Das Wachstum liege heuer bei ungefähr drei  Prozent und die Inflation bei etwa zwei Prozent, das ergebe ein nominelles Wachstum von rund 5 Prozent, erklärte Nowotny in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag.

Im kommenden Jahr dürfte die Inflation in Österreich etwa jener in Deutschland entsprechen, glaubt Nowotny. Dass die Teuerungsrate in Österreich mit über 2 Prozent deutlich über jener des Euroraums von 1,7 Prozent liege, sei auch strukturell bedingt, sagte der Notenbank-Gouverneur. In Österreich sei der Dienstleistungssektor im Vergleich zu anderen Staaten, etwa im Vergleich zu Deutschland, deutlich größer. Im Dienstleistungssektor gebe es weniger Produktivitätszuwachs und daher tendenziell eine höhere Inflation. Ein anderer Grund für die höhere Inflation in Österreich sei eine Zeit lang beim öffentlichen Sektor zu sehen gewesen, wo es zu höheren Steuern und Abgaben gekommen sei.

"Phase der Normalisierung"

Im Bereich der europäischen Geldpolitik werde man "in eine Phase der Normalisierung kommen müssen", sagte Nowotny. "Der erste Schritt ist ja jetzt schon angekündigt worden. Wir werden mit Ende des Jahres die Anleihenankäufe einstellen." In der Folge könnten die Zinsen angehoben und als letzter Punkt auslaufende Anleihen nicht mehr ersetzt werden. "Ich glaube, wir sind derzeit in einer wirklich sehr guten Wirtschaftslage. Die Geldpolitik entspricht eigentlich noch dem Krisenmodus." Er sei daher der Meinung, "dass die Normalisierung etwas rascher erfolgen sollte als das derzeit geplant ist".

Die Entwicklung des Aktienmarktes "gehört zu den Bereichen, die mir Sorge machen", sagte Nowotny. "Wir haben jetzt Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die ungefähr denen entsprechen, die wir vor der Krise hatten." Er halte das "für eine eher gefährliche Entwicklung - speziell, wenn das kreditgetriebene Käufe sind".

Allerdings sei ein Crash wie vor zehn Jahren heute "in dieser Form nicht" möglich, glaubt Nowotny. Man habe aus der Krise gelernt und mit Regulierungen reagiert. Vor allem werde heute von den Banken mehr Eigenkapital verlangt. "In Österreich etwa hat sich seit 2008 die Kernkapitalquote der Banken mehr als verdoppelt."

(APA)

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