Leerstehende Geschäfte in den Städten werden immer mehr

(c) Herbert Asamer
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In den 15 größten Städten hat der Leerstand um die Hälfte zugelegt. Als Ursachen gelten eine schwächelnde Modebranche und die Generation der unter 30-Jährigen.

Wien. Der E-Commerce ist auf der Straße angekommen. In Österreich hat das digitale Geschäft 2017 wiederum um 14,2 Prozent zugelegt. Wie sich dieser digitale Wandel auf den stationären Handel auswirkt, der nur ein nominales Umsatzplus von zwei Prozent zustandebrachte, hat der Berater Standort + Markt unter die Lupe genommen. Eine Analyse der 15 bedeutendsten heimischen Städte zeigt, dass dort die Shopflächen in den Citys sowie auf der Grünen Wiese seit 2013 um 7,7 Prozent auf 5,6 Mio. m? zugelegt haben. Wobei die Dynamik im vergangenen Jahr abflaute, als die Shopflächen nur mehr um ein knappes Prozent zunahmen.

Alles in Ordnung im heimischen Handel? Mitnichten, die Studie zeigt, dass der Leerstand, ein wesentlicher Parameter für den Erfolg einer Einkaufsstraße, deutlich zugenommen hat. Standen 2013 4,0 Prozent der Flächen leer, so waren es im Vorjahr bereits 5,9 Prozent, immerhin eine Zunahme um 47 Prozent. In absoluten Zahlen: 80.100 m² stehen in den Citys leer, dies entspricht der Fläche von etwa 100 Supermärkten. Neue Flächen entstehen nur mehr in 1A-Lagen. Diese sind wertiger und werden gegen die schwächeren B- und C-Lagen ausgetauscht, weiß Hannes Lindner, Geschäftsführer von Standort + Markt.In der Folge bleiben die aussortierten Geschäfte oftmals leer.

Modehandel verliert

Die größten Verlierer unter den Branchen war in den vergangenen fünf Jahren die Modehändler, deren Geschäftsflächen sich um 6,5 Prozent reduzierten. Auch die Elektroniker verloren einen Teil ihrer Flächen an das Internet. Zulegen konnten die Wohnungseinrichter, Fitnesscenter sowie Wettbüros und Gastronomen.

Der Modehandel war es , auch der den meisten Leerstand produzierte. Obwohl immer wieder internationale Marken ihr Glück am österreichischen Markt versuchen, fällt der Saldo negativ aus. Vor allem große Anbieter haben ihr Filialnetz durchforstet und Standorte aussortiert, analysiert Lindner. Charles Vögele gilt als Beispiel. „Es sterben nicht nur die Kleinen“, so der Experte. Das einstige Zugpferd des Handels hat bereits 19 Prozent der Umsätze ans Internet verloren.

Dem Handel stehen noch bedeutende Veränderungen ins Haus, glaubt Rainer Will vom Handelsverband. Vor allem die heute unter 30-Jährigen zeigen ein komplett verändertes Konsumverhalten. Für diese Generation Y gebe es keine zwei Welten. Deren Einkaufsverhalten sei auf das Digitale ausgerichtet, so Will. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die J Jüngeren bei gleichen Preisen Online den Vorrang einräumen. Zudem greife im Handel eine zunehmende Individualisierung um sich, Produkte werden auf die Person zugeschnitten. „Die Produktion on demand steht vor der Tür“ sagt Will. Für den Handel ergebe dies eine große Chance, er müsse von den Jungen lernen. (herbas)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2018)

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