Bis zu zwölf Milliarden Euro: Dieselpaket kommt deutschen Autobauern teuer

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News Bilder des Tages Straszenverlauf Stresemannstrasze Einfuehrung Dieselfahrverbot in Hamburg Hambuimago/Chris Emil Janßen
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Ein Branchenexperte rechnet mit 2,5 Millionen Fahrzeugen, die umgetauscht und nachgerüstet werden könnten. Noch fehlt jedoch die Zustimmung der Autohersteller für eine komplette Kostenübernahme.

Umtauschprämien und Umrüstungen älterer Dieselautos könnten die deutschen Autohersteller nach ersten Schätzungen einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Der Branchenexperte Stefan Bratzel rechnete am Dienstag mit etwa 2,5 Millionen Fahrzeugen, die umgetauscht und nachgerüstet werden können. Bei Aufwendungen zwischen 2.500 und 5.000 Euro pro Fahrzeug summierten sich die Kosten für die Autobauer damit auf sechs bis 12,5 Mrd. Euro. Allerdings profitierten sie teilweise auch vom Neuverkauf von Fahrzeugen.

Wenn der Wertverlust der alten Diesel bei der Inzahlungnahme zusätzlich ausgeglichen werde, "ist von einer hohen Nachfrage der berechtigten Teilnehmer in den Regionen auszugehen", betonte Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Wenn umgerüstete Fahrzeuge mit gesenktem Stickoxid-Ausstoß von Fahrverboten ausgenommen würden, könnte sich das positiv auf Restwerte und auf Umrüstquoten auswirken. Bei Nachrüstungen komme es aber darauf an, für wie viele Modelle sie technisch möglich seien, ob die Autohersteller dafür zahlten und wer für mögliche Folgeschäden hafte. Zudem sei "bei der Umsetzung mit einem Zeitverzug von mindestens einem Jahr zu rechnen".

Zuvor hatte sich sich die deutsche Regierung auf ein Maßnahmenpaket geeinigt, um drohende Fahrverbote für Dieselautos in deutschen Städten abzuwenden. Der Einigung zufolge können Besitzer älterer Dieselfahrzeuge zwischen Umtauschprämien und einer Motor-Nachrüstung wählen. Für Österreich sei das deutsche Modell kein Vorbild, sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ).

Keine Zusagen von Autobauern

Die Details der deutschen Diesel-Einigung sind jedoch nach wie vor unklar. So wehrt sich etwa Opel trotz des Drucks der deutschen Regierung nach wie vor gegen Hardware-Nachrüstungen für Dieselautos, auch Volkswagen hält eine Diesel-Nachrüstung weiterhin für das falsche Mittel hält, um Fahrverbote in Städten zu vermeiden. "Wir glauben nicht, dass Nachrüstungen funktionieren", sagte der Chef des Opel-Mutterkonzerns PSA, Carlos Tavares, auf der Pariser Automesse. Man könne in die komplexe Technik unter der Motorhaube "nicht einfach reingehen und Dinge verändern und Systeme ersetzen und dann erwarten, dass es funktioniert". Es werde extrem teuer sein: "Niemand wird den Mumm haben, die Verantwortung für die Ergebnisse zu übernehmen."

Einem Insider zufolge will VW deshalb weiterhin nur einen Teil der Kosten für eine Hardware-Nachrüstung älterer Dieselautos tragen. Auch BMW will keine Pkw-Nachrüstung anbieten und sich stattdessen auf Umtauschprämien für alte Diesel konzentrieren.

Daimler will deutschen Dieselbesitzern beim Kauf eines neuen Mercedes-Benz-Fahrzeugs bis zu 10.000 Euro Umtauschprämie zahlen.Man werde sich aber auch an Hardware-Nachrüstungen beteiligen - wie genau das aussehen wird, stand allerdings noch nicht fest. Die Umtauschprämie, deren genaue Höhe vom Fahrzeugtyp abhängen soll, gibt es in den 14 von der deutschen Regierung benannten besonders betroffenen Regionen mit hohen Grenzwertüberschreitungen.

Die deutsche Bundesregierung räumte am Dienstag in Berlin ein, keine belastbaren Zusagen der Autoindustrie zu einer kompletten Kostenübernahme von Diesel-Nachrüstungen zu haben. Verkehrsminister Andreas Scheuer sagte, das Gesamtkonzept der Regierung sei in einer ersten Reaktion zwar positiv aufgenommen worden, es gebe aber keine Zusagen.

(APA/dpa)

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