Woman Day: Der Handel feiert auch in der Krise

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Der Woman Day bringt dem schwächelnden Handel sehr gute Umsätze. Aber nicht immer sorgen Aktionen und Rabattschlachten für Aufmerksamkeit beim Kunden.

Der Woman Day hat das Zeug zu einem Handelsfeiertag. Der heimische Handel, allen voran die heuer auf Grund des langen Sommers schwer geplagten Modehändler, hat sich herausgeputzt und gibt an diesem Tag Rabatte bis zu 50 Prozent. Solche Kooperationen seien ganz wichtig und zählen zu den umsatzstärksten Tagen des Jahres, tönt es aus dem Handel. Auch wenn keine offiziellen Zahlen genannt werden, landen Handelsexperten zufolge in einigen Branchen bis zum Dreifachen eines vergleichbaren Tagesumsatzes in der Kassa.

Mittlerweile würden drei von vier Frauen die Angebote zum Shoppen nützen, sagt Norbert Scheele, C&A-Österreich-Chef und Vizepräsident des überaus agilen Handelsverbandes. Viele der Kunden würden an diesem Tag, der jährlich zwei Mal ausgerufen wird, mit einer viel stärker ausgeprägten Kaufabsicht shoppen, glauben die Händler. Eine Aktion wie die durchaus gelungene Kooperation des Frauenmagazins mit einer Vielzahl von Geschäften kann dem unter Druck geratenen stationären Einzelhandel zwar etwa Luft verschaffen, wird aber dessen Probleme nicht lösen.

2017 haben die Geschäfte ein nominales Umsatzplus von zwei Prozent erzielt. Zieht man davon den Preisauftrieb ab, kommt real eine schwarze Null heraus. In der Praxis summieren sich diese Zahlen unter Berücksichtigung steigender Personalkosten und Mieten zu einem schlechteren Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts solcher Gewitterwolken flüchten viele Händler unter den vermeintlichen Schutzschirm einer Vielzahl von Rabattaktionen. Jeder Firmengeburtstag wird zum Ganzjahresevent hochstilisiert, die Kunden werden verwöhnt, glauben die Werbeexperten in den Unternehmen.

Kunde gewöhnt sich an Rabatte

Der gemeine Beobachter könnte es nämlich auch ganz anders sehen. Der Kunde, sofern er überhaupt in der Lage ist, diesen Hype einigermaßen im Auge zu behalten, wird nicht verwöhnt, sondern er gewöhnt sich an diese Aktionen. Diese stellen für ihn nichts Besonderes mehr dar und erinnert an das Toilettenpapier und das Bier im Supermarkt. Mehr als 50 Prozent dieser beiden Produkte werden in der Aktion gekauft. Im Umkehrschluss: Wer sein Getränkelager zu Hause schlecht im Blick hat, muss zum normalen Preis kaufen und zählt zur Minderheit.

Im Kampf gegen Online-Riesen wie Amazon, die den heimischen Geschäften jedes Jahr ein paar Prozente vom Umsatzkuchen wegnehmen, wird es auf Dauer aber nicht reichen, mit Aktionen und Rabattinszenierungen die Kunden in die Geschäfte zu locken. Es wäre eine Überlegung wert, dieses Feld nicht länger den Marketingstrategen und Sparmeistern allein zu überlassen, sondern die wirklichen Kaufleute wieder an das Ruder zu lassen. Denn die haben gelernt, dass guter Service und kompetente Beratung mehr für die Kundenbindung bringt als inflationäre Aktionen. Und Kundenbindung hält länger als einen Tag.

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