Afrikas unentdecktes Potenzial

APA/AFP/MOHAMED ABDIWAHAB
  • Drucken

Österreichs Exporteure schöpfen die Möglichkeiten nicht aus. Das Risiko wird überschätzt, meint Kontrollbank-Chef Bernkopf. Aber bekämpft Handel Fluchtursachen?

Wien. Wenn Europa die Migration aus Afrika eindämmen will, muss es Fluchtursachen bekämpfen – auch durch Investitionen und Handel, die vor Ort Beschäftigung und Wohlstand schaffen: Diese These darf in keinem Politiker-Statement zum Thema fehlen. Dabei ist das keineswegs ausgemacht. Denn sich nach Europa durchzuschlagen, kostet Geld. In sehr armen Ländern können sich das die wenigsten leisten. Bis zu einem Pro-Kopf-Einkommen von 7000 bis 8000 Dollar führt mehr Wohlstand zu höherem Migrationsdruck, hat der US-Ökonom Michael Clemens errechnet, erst darüber nimmt er ab. Nur 13 von 54 Staaten Afrikas liegen über dieser Schwelle, viele weit darunter. Aber Helmut Bernkopf, Ko-Chef der Österreichischen Kontrollbank (OeKB), würde es „zutiefst verurteilen“, daraus eine Politik abzuleiten: „Was wäre die Alternative, die Länder bewusst arm halten?“ Also: mehr Engagement, auch weil „mehr Wohlstand die Demokratie fördert“.

Zumal es durchaus Geschäftschancen gibt. Die Kontrollbank sichert Exporte durch Garantien ab. Man kennt dort die typischen Aufträge, die heimische Firmen in Afrika an Land ziehen. Es geht um Verkehr (Schienen, Brücken), Wasseraufbereitung, Umwelttechnik (Solar, Wind, Hydro) oder Gesundheit (Spitäler). Also meist staatlich finanzierte Infrastruktur, die eine Basis für wirtschaftliches Wachstum legen kann. Wobei Österreich viel Luft nach oben hat: Nur 1,2 Prozent der heimischen Exporte gehen nach Afrika, in etwa so viel wie nach Schweden. Das liegt weit unter den acht Prozent Anteil, den Afrika an den Ausfuhren der gesamten EU hat. Und es entspricht auch nicht dem kleinen Kuchenstück, das der schwarze Kontinent am Welt-BIP abkriegt (2,8 Prozent).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.