Sechs von zehn Österreichern kaufen bereits bei chinesischen Online-Händlern

Employees sort boxes and parcels at a logistic centre of BEST Express delivery company, after the Singles´ Day online shopping festival, in Jinan
Employees sort boxes and parcels at a logistic centre of BEST Express delivery company, after the Singles´ Day online shopping festival, in Jinan(c) REUTERS (China Stringer Network)
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Falschdeklarationen von chinesischen Online-Lieferungen verursachen allein in Österreich einen Schaden von etwa 120 Millionen Euro. Nun fordert der Handelsverband eine "Aktion scharf".

E-Commerce Plattformen wie AliExpress (Alibaba) oder Wish fluten mit ihrem riesigen Sortiment an spottbilligen chinesischen Produkten zur Zeit den europäischen Markt. Der Handelsverband-Consumer-Check hat sich den Trend zum Cross-Border-Online-Shopping in Fernost genauer angesehen und dazu die österreichischen KonsumentInnen befragt.
Demnach haben 62 Prozent der Österreicher bereits zumindest einmal bei chinesischen Online-Händlern eingekauft, bei der Gruppe der unter-39-jährigen sind es sogar über 70 Prozent. Häufig erfolgt der Kauf über Marktplätze wie Amazon oder Wish.com, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Rund ein Viertel der heimischen Konsumenten hat auch bereits Erfahrungen mit chinesischen Marktplätzen wie AliExpress gemacht, wo Endkunden weltweit von chinesischen Händlern und Herstellern kaufen können, bestätigt Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes.

Im Bundesländervergleich führen Kärnten und Steiermark das China-Ranking an:

Günstige Preise, große Produktvielfalt und versandkostenfreie Lieferung werden von den Konsumenten am häufigsten als Argumente für den Kauf bei chinesischen Online-Händlern genannt. Dagegen stehen Qualitätsmängel, Schwierigkeiten bei den Retoursendungen und lange Lieferzeiten, von denen sich potentielle Käufer oftmals abschrecken lassen.

Zollfreigrenzen bis 150 Euro

2017 gelangten mehr als 560 Mio chinesische Pakete im Cross-Border-Handel nach Europa, davon 97 Prozent gänzlich zoll- und mehrwertsteuerfrei. Das machen zum einen die Einfuhrumsatzsteuerbefreiungen bis zum Warenwert von 22 Euro Waren und Zollfreigrenzen bis 150 Euro möglich. Dies führe zu bewussten Falschdeklarationen. "Leider ‚vergessen‘ viele chinesische Online-Händler allzu gern, für ihre Pakete bei der Einfuhr in die EU auch Zoll und Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen, führt Will weiter aus.

Das Schadensausmaß liegt laut Handelsverband allein in Österreich bei mindestens 120 Mio Euro und europaweit bei mehr als sieben Mrd Euro. Der heimische Zoll hat im vergangenen Jahr fast 250.000 gefälschte Produkte im Gesamtwert von mehr als 13,7 Mio. Euro beschlagnahmt.
Das Risiko, den bereits bezahlten Kaufpreis nicht wieder zurückzubekommen, trägt dabei der heimische Konsument. Denn sollte seitens der Zollbehörde eine Produktfälschung vermutet werden, ist der Konsument mehr oder weniger verpflichtet, der Vernichtung der Ware zuzustimmen, da ansonsten ein Gerichtsverfahren droht. Ob dann eine Rücküberweisung des bereits bezahlten Kaufpreises durch den Drittstaaten-Onlinehändler erfolgt, ist mehr als fraglich.

Deshalb fordert der Handelsverband eine „Aktion scharf“ gegen Steuerbetrug und Produktpiraterie im internationalen E-Commerce.

(red./herbas)

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