Die Arbeit ist nicht mehr das, was sie einmal war

Mama Hausfrau, Papa nur abends und am Wochenende – das war einmal. Heute arbeiten meist  beide Elternteile.
Mama Hausfrau, Papa nur abends und am Wochenende – das war einmal. Heute arbeiten meist beide Elternteile.(c) Getty Images (H. Armstrong Roberts)
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In den vergangenen Jahrzehnten drängten immer mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt. Österreich ist unter den Spitzenreitern bei der Frauenbeschäftigung, viele arbeiten Teilzeit. Dadurch sinkt die Bedeutung der Arbeit für die Österreicher.

Österreich ist konservativ – Kinder gehören zur Mutter, ist immer noch die gängige Meinung. Gleichzeitig arbeiten in wenigen europäischen Ländern so viele Frauen wie bei uns. 72 Prozent der Frauen tummeln sich auf dem Arbeitsmarkt. Im EU-Vergleich ein hoher Wert. Fast die Hälfte arbeitet in Teilzeit – bei den Männern sind es zwölf Prozent. „In den Familien arbeiten heute oft beide Partner. Das stellt sie vor neue Herausforderungen“, sagt der Soziologe Roland Verwiebe. Verwiebe, Professor an der Universität Wien, hat mit seiner Kollegin Lena Seewann in einer großen Studie die Einstellung der Österreicher zur Arbeit untersucht. Die Wertestudie wird nächstes Jahr publiziert, einige Ergebnisse liegen aber schon vor. Es zeigt sich: Die Bedeutung von Arbeit hat im Leben der Österreicher in den vergangenen drei Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen.

Nur noch die Hälfte der Befragten stimmt heute der Aussage zu, dass „Arbeit im Leben sehr wichtig“ ist. Im Jahr 1990 waren es noch 62 Prozent. „Die Arbeit kommt immer zuerst, auch wenn dies weniger Freizeit bedeutet“ – das sahen vor zehn Jahren noch 56 Prozent so. Heute sind es nur noch 42. Das ist an sich kein allzu überraschender Befund – die These von der Gesellschaft, die sich im Job nicht mehr verausgaben will und lieber auf Work-Life-Balance setzt, ist bekannt. Interessant sind die Erklärungen. Es geht hier nicht nur darum, dass die Arbeit zugunsten der Selbstverwirklichung zurückgestellt wird. Sondern um Notwendigkeiten. Da ist einerseits die Familie, die versorgt werden will. „Viele Haushalte in Österreich sind auf ein zweites Erwerbseinkommen angewiesen“, sagt Verwiebe. Einst waren Frauen allein für die Kinder zuständig, blieben oft viele Jahre zu Hause. Heute sind 67 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren erwerbstätig. Das will organisiert werden, wie Verwiebe aus eigener Erfahrung weiß: „Wir verhandeln jede Woche darüber, wer welche Verpflichtungen wahrnimmt.“ Für ihn ist die gelungene Aufteilung der Betreuungspflichten auch eine Frage der Beziehungspflege. „Sonst gehen die Partnerschaften krachen.“

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