Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 400.000 Handelsangestellten brachten auch in der vierten Verhandlungsrunde kein Ergebnis. Die Gewerkschaft will ab Samstag den Handel stören.
Der heiße Herbst kam am Dienstag doch noch im Handel an. Da versammelte die Gewerkschaft der Privatangestellten, GPA-djp, 350 Betriebsräte vor der Wirtschaftskammer, um ihren Forderungen in den zähen Kollektivvertragsverhandlungen für 400.000 Handelsangestellte und 15.000 Lehrlinge medienwirksamen Nachdruck zu verleihen.
Am Mittwochabend zeigte sich dann: Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 430.000 Handelsangestellten brachten auch in der vierten Verhandlungsrunde kein Ergebnis. „Das Letztangebot der Arbeitgeber in der Höhe von 2,35 Prozent Gehaltssteigerung zeugt von einer Geringschätzung der Leistungen der Angestellten. In praktisch allen Branchen, die in den letzten Wochen KV-Abschlüsse erzielten, lagen diese über der 3 Prozent-Marke“, hieß es seitens der Gewerkschafter. Es gebe keinen nachvollziehbaren Grund, warum ausgerechnet die Angestellten im Handel bei der heurigen Gehaltsrunde keinen angemessenen Anteil an der Wirtschaftsleistung der Branche bekommen sollen, erklärte die Verhandlerin der GPA-djp Anita Palkovich.
Nach den Warnstreiks bei den Metallern und bei der ÖBB stellen nun auch die Handelsangestellten die Streikrute ins Fenster: „Wir werden nun den Weg von öffentlichen Aktionen und betrieblichen Aktivitäten einschlagen, die ab 8. Dezember starten“, sagte gestern Abend der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp, Franz Georg Brantner. Bei den Angestellten in den Handelsunternehmen herrsche großes Unverständnis über die starre Haltung der Arbeitgeber. „Wir spüren großen Rückhalt für unsere Forderungen, das haben schon die Aktivitäten in den letzten Tagen gezeigt.“,
Demonstrativ stellt sich auch die Vorsitzende der GPA-djp, Barbara Teiber hinter die Handelsangestellten: Die Beschäftigten könnten sich auf die volle Unterstützung der gesamten Organisation bei der Durchsetzung ihrer Forderungen verlassen. Das Angebot der Arbeitgeber sei „inakzeptabel.“
Handelsverband fordert tragfähigen Abschluss
Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller hingegen ist überzeugt, dass sich die angebotene Erhöhung der Gehälter um 2,35 bis 2,65 Prozent mehr als sehen lassen könne. Sie liege schliesslich "wesentlich" über der Inflationsrate. "Dass die Gewerkschaft das all-inclusive-Angebot der Händler vom Tisch wischt, ist in Anbetracht der wirtschaftlichen Entwicklung im heimischen Handel unverantwortlich. Ein höherer Abschluss übersteigt die Tragfähigkeit der Betriebe, die Arbeitsplätze im Handel zukunftssicher ausgestalten müssen", sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
"Die angekündigten Betriebsversammlungen und Demos am 8. Dezember verschärfen die Situation zusätzlich und sind nur mit politischem Kalkül zu erklären. Der Handelsverband ersucht die Gewerkschaft, die konstruktive Arbeit wieder aufzunehmen, einen tragbaren Abschluss zu ermöglichen und auch die veränderten Marktbedingungen zu berücksichtigen", appelliert Will an die Arbeitnehmervertreter.
Ein Kaufkraftabfluss in Milliardenhöhe werde durch internationale Onlinehändler ohne Betriebsstätten in Österreich verursacht, die hierzulande keinerlei Arbeitsplätze und Wertschöpfung generieren. Will: "Ein Schulterschluss hätte eine nachhaltigere Wirkung, da durch dieses Kaufverhalten immer mehr Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor im Ausland finanziert werden. Der heimische Handel wird Handelsangestellten und -arbeitern jedenfalls gehaltliche Tariferhöhungen zugestehen, auch wenn es zu keiner Einigung kommen sollte."
Ein nächster Verhandlungstermin ist derzeit noch nicht in Sicht. Beide Seiten wollen aber noch vor Weihnachten miteinander reden.
(Red.)