USA lassen Finanzchefin von Huawei in Kanada verhaften

MOSCOW RUSSIA OCTOBER 2 2014 Huawei Technologies executive director Wanzhou Meng attends the 6t
MOSCOW RUSSIA OCTOBER 2 2014 Huawei Technologies executive director Wanzhou Meng attends the 6timago/ITAR-TASS
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Der Finanzchefin des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei wird zur Last gelegt, gegen Sanktionen verstoßen zu haben, die die USA gegen den Iran verhängt hatten. Sie wurde in Kanada verhaftet. Die USA verlangen ihren Auslieferung.

In Kanada ist auf Betreiben der USA die Finanzchefin des chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei festgenommen worden. Meng Wanzhou sei am Wochenende in Vancouver verhaftet worden, teilte ein Sprecher des kanadischen Justizministeriums am Mittwoch (Ortszeit) mit. Die USA würden eine Auslieferung der Spitzenmanagerin verlangen.

Angaben zu den Vorwürfen gegen Meng machte das kanadische Justizministerium nicht. Die chinesische Botschaft protestierte am Mittwoch gegen Mengs Festnahme und sprach von einer Menschenrechtsverletzung. Die Managerin müsse umgehend freigelassen werden, sie habe weder gegen kanadisches, noch gegen US-Recht verstoßen.

Huawei bestätigte die Verhaftung in einem Statement. Der Konzern habe aber nur wenige Informationen erhalten, was der Managerin vorgeworfen werde und ihm sei kein Fehlverhalten bekannt. Huawei halte sich an alle Gesetze und Regulierungen, inklusive Exportkontrollen und Sanktionen der Vereinten Nationen sowie der USA und der EU.

Laut der kanadischen Zeitung "The Globe and Mail", die zuerst über die bereits am 1. Dezember erfolgte Verhaftung berichtet hatte, sucht die US-Justiz Wanzhou wegen Sanktionsverstößen. Einem Insider nach werde die Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei beschuldigt, das US-Handelsembargo gegen Iran verletzt zu haben.

In den USA kursieren schon länger Medienberichte, wonach Justizbehörden gegen den chinesischen Telekom-Ausrüster ermitteln. Das "Wall Street Journal" schrieb bereits im April, die US-Justiz habe Untersuchungen eingeleitet. Demnach verdächtigen die Behörden Huawei, mindestens seit 2016 in den USA gefertigte Produkte in den Iran und andere von US-Sanktionen belegte Staaten exportiert zu haben. Die USA haben den Konzern zudem unter Spionage-Verdacht, deshalb kann Huawei dort geschäftlich auch nur stark eingeschränkt agieren.

Für Freitag wurde eine gerichtliche Anhörung mit Meng angesetzt, wie das kanadische Justizministerium mitteilte. Dabei soll geprüft werden, ob die Tochter von Konzerngründer Ren Zhengfei gegen Auflagen freikommt.

Huawei ist einer der weltweit größten Anbieter von Telekommunikationsausrüstung und Dienstleistungen in dem Bereich. Dieses Jahr überholte der chinesische Konzern Apple als zweitgrößter Handyhersteller der Welt und ist Marktführer Samsung auf den Fersen.

In mehreren Ländern wird Huawei allerdings eine zu große Nähe zur chinesischen Regierung vorgeworfen. Die USA und andere westliche Staaten sehen Huawei als Gefahr für ihre Cybersicherheit und befürchten, Technologie des Konzerns könnte ein Einfallstor für chinesische Spionage sein.

Erst am Mittwoch teilte der britische Telekommunikationskonzern BT mit, in seinen Netzen auf Huawei-Technik zu verzichten. Neuseelands größter Telekommunikationsanbieter Spark bekam kürzlich vom Geheimdienst des Landes die Auflage, beim Ausbau von 5G auf Huawei-Technik zu verzichten.

Verhaftung belastet die Börsen

Die Verhaftung der Huawei-Managerin  belastet die asiatischen Aktienmärkte. Börsianer befürchten, dass der Fall die Spannungen zwischen China und den USA weiter anheizt.  "Nach dem Gipfeltreffen vom Wochenende gab es einen kurzen Moment des Optimismus, aber die Realität ist, dass es nicht so leicht ist", sagte Norihiro Fujito, Chefstratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index notierte am Donnerstag 1,8 Prozent schwächer. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,9 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans verlor 1,7 Prozent, der Index der Börse Shanghai gab 1,2 Prozent nach. Belastet wurde die Stimmung an den Börsen auch von Konjunktursorgen. Die inversen Zinsen seien ein Symptom einer schwächelnden Wirtschaft, sagte Bryan Whalen von TWC. Derzeit befänden sich die USA in einem späten Stadium des Konjunkturzyklus. "Man kann sich kaum ein Szenario vorstellen, in dem die US-Wirtschaft nicht nachlässt, wenn sie nicht sogar in eine Rezession gleitet."

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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