Rosenberger will unrentable Standorte schließen

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Nach dem vorgelegten Sanierungskonzept des Raststättenbetreibers könnte das Unternehmen schon bald wieder profitabel werden. Derzeit fürchten 448 Mitarbeiter um ihre Jobs. 300 Lieferanten warten auf ihr Geld.

Wien. 13,3 Millionen Euro an Verbindlichkeiten hat der Raststättenbetreiber Rosenberger in den vergangenen Jahren angehäuft. 12,3 Mio. Euro davon sind unbesichert. Das geht aus dem Insolvenzantrag hervor, den der Anwalt des Unternehmens gestern, Dienstag, beim Landesgericht St. Pölten eingebracht hat. Insgesamt müssen 448 Mitarbeiter um ihre Jobs fürchten. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde noch gestern eröffnet.

Doch zurück zu den Schulden von Rosenberger. Sie setzen sich folgendermaßen zusammen: 3,6 Mio. Euro machen Dienstnehmergehälter, Rückstellungen und Abfertigungen aus. 3,2 Mio. Euro an Verbindlichkeiten hat Rosenberger bei Banken, darunter die Bank Austria, Oberbank und Anadi Bank. 300 Lieferanten werden 1,7 Mio. Euro geschuldet, auch beim Finanzamt steht Rosenberger in der Kreide. Als Grund für die wirtschaftliche Schieflage werden sinkende Umsätze genannt, und zwar von 41 Mio. Euro im Jahr 2012 auf 33 Mio. Euro 2017. Das Vermögen wird mit 16,6 Mio. Euro angegeben, die freien Vermögenswerte aber nur mit 570.000 Euro. „Nominell ist das Unternehmen also nicht überschuldet, allerdings ist die Finanzierung nicht gesichert“, sagt Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband 1870 zur „Presse“.

Fortführung „wahrscheinlich“

Überhaupt wirkt seine Einschätzung zuversichtlich: „Wenn das Konzept stimmt, das Rosenberger vorgelegt hat, kann das Unternehmen wieder profitabel arbeiten, wenn es unrentable Standorte schließt.“ Welche das sein sollen, ist noch nicht bekannt. Eine Fortführung in der Insolvenz hält Kantner für sehr wahrscheinlich. Denn das Gastgewerbe ist ein Cash-Business, die Einnahmen hat man sofort in der Kassa. Und für Lieferanten ist das Risiko, für ihre Ware kein Geld zu bekommen, ab Insolvenzeröffnung wesentlich geringer als zuvor“, so der Experte.

Kantner ist sich auch sicher, dass jene Standorte, die Rosenberger zu schließen plant, nicht lange zu bleiben. „Die Asfinag hat ein hohes Interesse daran, dass es für diese Standorte bald neue Pächter gibt. Und die werden wohl die Mitarbeiter, die zuvor für Rosenberger gearbeitet haben, zum großen Teil übernehmen.“

Beim Autobahnbetreiber Asfinag nimmt man die Insolvenz des Pächters relativ gelassen, denn bei 15 der 17 Raststätten ist eine dritte Gesellschaft als Verpächterin zwischengeschaltet. Die Situation ist historisch bedingt: Hier ist es eine Baufirma, die die Anlage errichtet hat, dort eine Mineralölfirma, die etwas dazuverdient. Alles Einzelfälle, aber für alle 15 gilt: „Da muss sich jemand anderer um einen Nachfolger kümmern“, sagt Karl Christian Petz von der Asfinag. „In der überwiegenden Mehrheit sind wir nur Zuschauer.“

Die zwei Standorte, die die Asfinag direkt an Rosenberger verpachtet hat, werde man sicher behalten – wenn nötig nach Neuausschreibung mit anderem Betreiber. Grundsätzlich kann sich Petz auch Schließungen unrentabler Standorte in Österreichs engmaschigem Raststättennetz vorstellen.

Für die Gläubiger sind die Eigentumsverhältnisse aber weniger vorteilhaft, sagen Kreditschützer. Auf der Habenseite wären in der Insolvenz Liegenschaften interessant. Gerade die kann Rosenberger nicht vorweisen. (hec/loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2018)

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