Schon 2019 soll es hierzulande Tests mit Flugtaxis geben. Infrastrukturminister Norbert Hofer will dieses und andere Forschungsprojekte mit jährlich 440 Mio. Euro fördern. So soll Österreich international vorne mitspielen.
Wien. Noch ist es eine Utopie, die aber schon bald Realität werden soll – auch wenn noch viele, vor allem rechtliche, Hürden zu überwinden sind: autonom fliegende, elektrisch betriebene Flugtaxis. Österreich möchte bei diesen Drohnen, die den urbanen Nahverkehr revolutionieren sollen, vorne mitmischen. „Es ist mein Wunsch, dass wir nächstes Jahr mit Testflügen starten“, sagte Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) am Dienstag. Die „Teststrecke“ steht zwar noch nicht offiziell fest, es dürfte aber der Truppenübungsplatz Allentsteig werden.
Für Hofer, der selbst den Pilotenschein besitzt und für Luftfahrtthemen entsprechend viel übrig hat, ist das Lufttaxi nur eine von vielen Entwicklungen, die das Fliegen umweltschonender, effizienter und billiger machen sollen. Das Ministerium hat deshalb eine Initiative gestartet, um die Kräfte von Forschung und Industrie zu bündeln. Ein hochkarätig besetzter Beirat unter Führung von TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler, FACC-Boss Robert Machtlinger und AUA-Chef Alexis von Hoensbroech soll die Aktivitäten koordinieren und begleiten.
Hofer öffnet dazu sein Füllhorn: Jährlich stünden 440 Mio. Euro für Projekte im Bereich „Innovation und Technologie“ zur Verfügung. Wie viel die Luftfahrt bekommt, hängt von den Anträgen ab. In den vergangenen 16 Jahren sind 180 Mio. Euro geflossen. Das größte Programm heißt „Take Off“.
Kooperation mit China
Zurück zum Lufttaxi: Daran arbeiten nicht nur die großen Flugzeugbauer Boeing und Airbus, auch viele Start-ups befassen sich damit. Hierzulande ist es der Luftfahrtzulieferer FACC, der ein Forschungsprojekt mit Frequentis, Schiebel, TTTech, Infineon und Austro Control aufgesetzt hat. Vor Kurzem hat die FACC zudem mit dem chinesischen Start-up Ehang, das auf autonomes Fliegen spezialisiert ist, eine strategische Partnerschaft geschlossen. Ehang hat das erste autonome Luftfahrzeug der Welt schon 2016 präsentiert. Hofer ist, wie er verriet, mit dem Ehang 184 schon ein paar Meter geflogen. Im Allianz-Stadion, wo die Chinesen den Prototyp vorstellten. „Ich habe es schon gemacht, es war sehr spannend“, erzählte Hofer.
Bis man von der Wiener Innenstadt nach Schwechat per Drohnenshuttle sausen kann, wird es freilich noch dauern. Viele Fragen sind offen, vor allem die Rechtslage ist noch ungeklärt. Am Geld sollte es indes nicht scheitern: Mit rund einer halben Million Dollar soll ein Flugtaxi laut dem FACC-Chef deutlich weniger kosten als ein Hubschrauber.
Generell lässt das Ministerium der Forschung freie Hand. Einige Bereiche stünden jedoch laut Hofer im Vordergrund: Neben dem autonomen Fliegen sind das die Automatisierung von Abfertigung und Sicherheitskontrollen und vor allem die Reduktion des CO2-Ausstoßes. Bis 2050 soll der Anteil des Luftverkehrs am globalen Emissionsvolumen von zwei auf ein Prozent halbiert werden.
Ebenso wichtig ist die Steigerung der Effizienz der zum Teil veralteten Luftraumüberwachung. So könnte man den teuren Bau von Airport-Towern sparen, wenn Lotsen den Luftverkehr auf Hightech-Bildschirmen am Boden überwachen. Auch das ist keine Utopie: Der Flughafen Saarbrücken wird per „digitalem Tower“ aus Leipzig überwacht. Die Technologie lieferte Frequentis. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2018)