Arbeiterkammer hält Steuersenkung auf Gewinne für nicht angebracht

Eine Analyse der Arbeiterkammer sieht heimische Unternehmen finanziell gut aufgestellt
Eine Analyse der Arbeiterkammer sieht heimische Unternehmen finanziell gut aufgestelltPEROUTKA Guenther / WB
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Die Arbeiterkammer hat 700 Kapitalgesellschaften untersucht. Das Ergebnis: Die Ertragslagen sowie Eigenkapitalquoten der Firmen hätten sich weiter verbessert.

Eine Analyse der Arbeiterkammer (AK) sieht heimische Unternehmen finanziell gut aufgestellt und hält daher die von der Regierung geplante Steuersenkung auf Unternehmensgewinne für nicht angebracht. Aus Sicht der AK wäre es sogar Zeit für einen höheren Steuerbetrag für Vermögende. Um ihre Forderung zu untermauern, hat sich die Arbeiterkammer die Jahresabschlüsse von 700 Unternehmen angeschaut.

Das Ergebnis des AK-Unternehmensradars, der erstmals von der AK Wien veröffentlicht wurde: die Ertragslagen sowie Eigenkapitalquoten der Firmen hätten sich weiter verbessert, die Renditen und der Liquiditätsgrad seien hoch, ebenso wie die Investitionsneigung. Der Untersuchungszeitraum umfasste die Jahre 2015 bis 2017, interpretiert wurde insbesondere die Entwicklung im Jahr 2017. Die 700 untersuchten Unternehmen haben zusammen einen Umsatz von 210 Milliarden Euro und beschäftigen 562.000 Personen.

Bei knapp mehr als der Hälfte der Unternehmen handelte es sich um Betriebe der Sachgütererzeugung, wie etwa BMW, voestalpine oder Siemens. 134 der untersuchten Unternehmen waren große Handelsbetriebe, darunter Merkur oder Spar. Von den großen Dienstleistungsgesellschaften und Unternehmen der Daseinsvorsorge wie Energie- und Wasserwirtschaft wurden 178 Unternehmen berücksichtigt. In der Bauwirtschaft war die Zahl der großen Kapitalgesellschaften hingegen mit 31 veröffentlichten Jahresabschlüssen deutlich geringer.

Im Schnitt liege die operative Gewinnmarge bei 5,5 Prozent, bei einem Viertel der untersuchten Unternehmen bei mehr als 7 Prozent. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote betrage 38,9 Prozent. Nur fünf der 700 Unternehmen seien buchmäßig überschuldet. Bezogen auf die 2017er Bilanzen liegt der Liquiditätsgrad bei 115,4 Prozent. 2017 kam es aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage auch zu einer Trendumkehr bei den Investitionen. Die durchschnittliche Investitionsneigung liege bei 151,0 Prozent.

Kritik an Gewinnverteilung

Als "weniger erfreulich" sieht die Arbeiterkammer die Verteilungspraxis, zumal Eigentümer kräftige Dividendenzahlungen erhielten. "Zwar ist die Ausschüttungsquote im Verhältnis zu den erzielten Gewinnen 2017 leicht zurückgegangen, mit 75,4 Prozent ist sie aber immer noch in einem hohen Bereich angesiedelt", so Markus Oberrauter, Betriebswirt in der AK Wien.

Die Löhne und Gehälter hätten mit der guten Gewinnentwicklung nicht Schritt halten können. Die Ausschüttungstangente, also das Verhältnis von Löhnen und Gehältern zu den Ausschüttungen, sei auf 39,8 Prozent gestiegen. "Das heißt, dass fast 40 Prozent der Lohn-und Gehaltssumme an Dividenden und Ergebnisabfuhren ausbezahlt wurden."

Gefordert wird seitens der AK, dass die Beschäftigten von der guten finanziellen Lage der Unternehmen stärker profitieren - zum einen über höhere Löhne und Gehälter, zum anderen über eine andere Ausschüttungspraxis. "Es muss mehr Geld im Unternehmen bleiben", sagte Oberrauter.

(APA)

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