Gesucht: Frauen in der Chefetage

Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen 58 heimischer börsennotierter Unternehmen ist im abgelaufenen Jahr zurückgegangen
Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen 58 heimischer börsennotierter Unternehmen ist im abgelaufenen Jahr zurückgegangenimago/PhotoAlto
  • Drucken

Eine Studie zeigt, unter 186 Vorständen börsenotierter Firmen waren im Vorjahr nur neun Frauen.

Wien. Mehr Frauen in Führungspositionen – getrommelt wird dieser Spruch am laufenden Band. Die Realität sieht jedoch anders aus: Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen 58 heimischer börsenotierter Unternehmen ist im abgelaufenen Jahr zurückgegangen, und zwar von sechs auf 4,8 Prozent. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Erhebung des Beratungsunternehmens EY hervor.

In Zahlen bedeutet das: Von den in Summe 186 Vorständen sind nur neun Frauen, das sind um zwei weniger als noch ein Jahr zuvor. Demnach kommen 88 Prozent der Unternehmen ohne weibliches Mitglied in der Chefetage aus. Von den neun Frauen haben wiederum nur drei den Vorstandsvorsitz. Bricht man die Ergebnisse auf die Top-20-Unternehmen an der Wiener Börse (ATX) herunter, so hat mit Elisabeth Stadler von der Vienna Insurance Group überhaupt nur eine Frau den Posten als CEO inne. Dafür gibt es in der VIG noch zwei weitere Frauen, die im Vorstand sitzen. Beim Leiterplattenhersteller AT&S werden die Finanzagenden ebenfalls von einer Frau geleitet. Das war's im ATX dann aber auch schon mit den Frauen in der Chefetage.

„In Österreich gibt es weiterhin keine Fortschritte auf dem Weg zu einem ausgewogenen Verhältnis von Frauen und Männern in den Chefetagen“, so Helen Pelzmann, Partnerin bei EY.

Handel am weiblichsten

Dafür hat sich die Zahl der Frauen in den Aufsichtsräten erhöht, der Wert kletterte von 18,8 auf 23,2 Prozent. Von 544 Aufsichtsratsposten entfielen in Summe 126 auf Frauen. Der Anteil stieg damit zum dritten Mal in Folge. Dazu beigetragen haben dürfte allerdings auch die seit 1. Jänner 2018 gesetzlich verpflichtende Frauenquote in Aufsichtsräten von 30 Prozent.

„Auch wenn Quoten nicht das Allheilmittel sein können und die Einführung der gesetzlichen Frauenquote in vielen Unternehmen kritisch bis ablehnend betrachtet wurde, lässt sich ganz klar festhalten: Diese Quote zeigt Wirkung“, so Pelzmann. Allerdings erfülle mehr als jedes vierte verpflichtete Unternehmen die Vorgabe nicht.

Die meisten Frauen sind übrigens in den Chefetagen von Handelsunternehmen anzutreffen, in denen ihr Anteil bei 14 Prozent liegt. An zweiter und dritter Stelle folgen die IT- (elf Prozent) und Finanzbranche (zehn Prozent). Kein einziges weibliches Vorstandsmitglied gibt es in den Branchen Automobil, Energie, Immobilien, Rohstoffe, Telekom, Transport. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Was bei Männern gut sei, reiche bei Frauen nicht, sagt Tuulia Ortner.
Wissenschaft

Zu männliche Eigenschaften schaden einer Frauenkarriere

In Führungspositionen sind Frauen, die nur auf maskuline Eigenschaften setzen, weniger erfolgreich als jene, die auch feminine Seiten zeigen.
„Frauen verlaufen sich oft auf dem Weg nach oben, auch aus einem karriereschädlichen Mangel an Selbstwertgefühl“, sagt Aufsichtsrätin Cattina Leitner.
Österreich

Ein Jahr Frauenquote im Aufsichtsrat – ist jetzt alles gut?

Aufsichtsräte börsenotierter und großer Firmen müssen eine Frauenquote von 30 Prozent erfüllen. Auf den ersten Blick wirkt die Pflicht. Auf den zweiten Blick ist sie gar nicht so verpflichtend. Über Frauen, die sich den Weg nach oben gebahnt haben – und eine Quote, die immer noch unbeliebt ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.