Die USA schicken Briefe mit Sanktionsdrohungen, damit Europa die russische Gasleitung durch die Ostsee stoppt. Nord Stream 2 ist zu einem weltweiten Politikum geworden. Zu Recht?
Wien. Ein Drohbrief des deutschen US-Botschafters Richard Grenell rückt die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 (NS 2) zurück ins Rampenlicht. Das Projekt untergrabe die „Sicherheit der Ukraine und Europas“, schrieb Grenell an deutsche Konzerne, die an der russischen Pipeline mitbauen – und drohte ihnen offen mit Sanktionen. Warum aber sorgen sich die USA so sehr um Europas Sicherheit? Und läuft der Kontinent wirklich Gefahr, mit der Pipeline seine Seele an Moskau zu verkaufen? „Die Presse“ hat sich die wichtigsten Fragen rund um die Röhre genauer angesehen.
1 Was genau sind die Nord Stream und die Nord Stream 2?
NS 2 ist die Erweiterung der seit 2011 bestehenden Ostseepipeline vom russischen Wyborg ins deutsche Lubmin. Mit einem maximalen Volumen von jährlich 55 Mrd. Kubikmetern wird NS 2 die Kapazität auf dieser Trasse verdoppeln. Die involvierten Konzerne – auch die OMV – verteidigen das Vorhaben als rein kommerzielles Projekt, das die Versorgungssicherheit Europas stärken soll. Die USA und etliche osteuropäische Staaten sehen die Pipeline hingegen als geopolitische Waffe, die Moskaus Einfluss auf Europa und den Druck auf die Ukraine erhöhen wird.