„Wir werden auch diese Regierung überleben“

Die geplante Bankensteuer in Rumänien könnte die Erste Bank die Hälfte ihres lokalen Jahresgewinns kosten.

Wien. Fünf Tage vor Weihnachten bescherte die rumänische Regierung der Erste Bank einen zeitweisen Aktienabsturz um zehn Prozent. Damals gab Bukarest bekannt, eine Bankensteuer einführen zu wollen. Sie soll sich auf die lokale Bilanzsumme beziehen und könnte nach Angaben von Erste-Group-Chef Andreas Treichl bis zu 1,2 Prozent betragen.

Noch müsse der Plan zwar durch das Parlament. Aber: „Es ist ziemlich heftig, was sie hier vorgelegt haben“, so Treichl am Montag am Rande einer Veranstaltung zum 200-Jahr-Jubiläum der Sparkassen. „Die Regelung in Rumänien hat ein Ausmaß angenommen, bei dem es nicht mehr nur um die Banken geht, sondern um die Wirtschaft in Summe.“ Viele lokale Banken könnten künftig gar kein Geld mehr verdienen. Das werde Einfluss auf Kreditvergabe und wirtschaftliche Dynamik haben.

„Für uns ist es allerdings nicht so tragisch, da wir nur zehn Prozent unseres Geschäftes in Rumänien machen. Und wir werden auch künftig noch Gewinne erzielen.“ Allerdings dürften diese deutlich geringer als bisher ausfallen. So hat die Erste Group in den ersten drei Quartalen 2018 einen Gewinn von knapp 178 Mio. Euro erzielt. Angesichts der lokalen Bilanzsumme von rund elf Mrd. Euro könnte die Steuer für das Institut über 130 Mio. Euro im Jahr betragen. Mehr als die Hälfte des Jahresgewinns wäre somit weg.

Treichl ist allerdings der Ansicht, dass die Steuer nicht lange in Kraft sein werde. „Wir haben schon viele Regierungen in Rumänien überlebt. Wir werden auch diese überleben.“ An der strategischen Ausrichtung der Erste Group in dem Land werde sich dadurch nichts ändern.

Angesprochen auf die Diskussion um eine Megafusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank machte Treichl einen ungewöhnlichen Vorschlag. Die beste Lösung wäre ein Zusammengehen von Deutscher Bank und deutschen Sparkassen. Damit würde die wichtigste Wirtschaftsnation Europas eine Bank auf Augenhöhe mit US-Instituten erhalten, die sowohl global schlagkräftig wäre als auch ein starkes Retailgeschäft hätte. Dass ein solches Institut eine Ähnlichkeit mit der Erste Bank und den heimischen Sparkassen hätte, dürfte kein Zufall sein. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2019)

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