Chinesische Unternehmen mit weniger Zukäufen in Europa

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"Es gibt jedenfalls gute Argumente für chinesische Investoren, sich mit Unternehmen 'Made in Austria' zu beschäftigen: Österreich hat viele hochspezialisierte Hidden Champions, wirtschaftliche Stabilität und ist ein guter Hub für Zentraleuropa".

Chinesische Unternehmen haben 2018 in Europa erneut weniger zugekauft, auch in Österreich. Dies geht aus einer Studie des Beraters EY hervor. Europaweit sank die Zahl der Übernahmen und Beteiligungen um 21 Prozent auf 196, in Österreich von fünf auf drei. Größter heimischer Deal war der Kauf der Mehrheitsanteile an Wolford durch Fosun um insgesamt rund 75 Mio. Euro.

Auf Platz zwei lag die Übernahme des oberösterreichischen Kranherstellers Voith durch Eurocrane China um rund 49 Mio. Euro. Die dritte Transaktion war der Einstieg einer von Ming Capital angeführten Investorenrunde um rund 25 Mio. Euro beim Biotech-Unternehmen Miracor, das mittlerweile nach Belgien abgewandert ist.

Der zweitgrößte - noch nicht abgeschlossene - Deal in Europa betrifft die Atomic-Mutter Amer Sports. Eine Investorengruppe unter Führung der chinesischen Anta Sports will Amer übernehmen. Zum finnischen Sportausrüster gehören neben dem Salzburger Skihersteller Atomic auch "Wilson"-Tennisschläger und "Salomon"-Wanderschuhe. EY beziffert den Transaktionswert mit 6,3 Mrd. Dollar (5,49 Mrd. Euro). Größte Transaktion war der Einstieg von Geely bei Daimler mit fast 10 Prozent um 8,9 Mrd. Dollar (auf Basis des Aktienkurses zum Zeitpunkt der Stimmrechtsmitteilung). Nummer drei war die Komplettübernahme des italienischen Mobilfunkbetreibers Wind Tre durch CK Hutchinson für 2,9 Mrd. Dollar.

Chinas Interesse an Österreich bleibt bestehen

In Österreich sei eine Einkaufstour in großem Stil, wie sie vor allem 2016 in vielen europäischen Ländern zu beobachten war, auch in Zukunft nicht zu erwarten, so Eva-Maria Berchtold, Leiterin Transaction Advisory Services bei EY Österreich, laut Pressemitteilung. "Es ist aber davon auszugehen, dass das Interesse chinesischer Investoren an der österreichischen Wirtschaft und speziell heimischen Nischenmarktführern in den nächsten Jahren weiterhin gegeben ist." China sei ein wichtiger Schwerpunkt in der kürzlich vorgestellten Außenwirtschaftsstrategie der Regierung. "Es gibt jedenfalls gute Argumente für chinesische Investoren, sich mit Unternehmen 'Made in Austria' zu beschäftigen: Österreich hat viele hochspezialisierte Hidden Champions, wirtschaftliche Stabilität und ist ein guter Hub für Zentraleuropa".

Das Investitionsvolumen in Europa insgesamt ist der EY-Analyse zufolge um 46 Prozent auf 31,2 Mrd. Dollar gesunken. Die Anzahl der getätigten Transaktionen sei nun fünf Halbjahre in Folge zurückgegangen, so Berchtold. Gründe dafür seien unter anderem geänderte Rahmenbedingungen in China. Zudem würden chinesische Investoren auch in Europa nicht mehr überall mit offenen Armen empfangen.

Deutschland und Großbritannien blieben die beliebtesten Investitionsziele, dabei fiel der Rückgang in Deutschland von 54 auf 35 Transaktionen stärker aus als in Großbritannien von 44 auf 34. Auch in den meisten anderen großen Märkten wie Italien oder Frankreich gingen die Zukäufe zurück. In der Schweiz hat sich die Zahl der Deals dagegen von sieben auf 13 fast verdoppelt.

Nach Branchen wurden im Vorjahr weniger Industrie- und mehr Konsumgüterunternehmen von Chinesen gekauft. In China wachse eine kaufkräftige und konsumfreudige Mittelschicht heran, allerdings gebe es noch kaum eine weltbekannte Marke im mittleren oder Luxus-Segment, so die Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY, Yi Sun. Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Hisense beispielsweise kaufte die slowenische Gorenje. Im Bereich Konsumgüter gefragt seien neben Schmuck- und Möbelherstellern etwa Sprachschulen, vor allem in Großbritannien.

Wenig Übernahmen durch chinesische Investoren erwartet

Angesichts des steigenden chinesischen Engagements im High-Tech-Bereich sei in vielen Ländern vermehrt vor einem Ausverkauf von Spitzentechnologie gewarnt worden, heißt es in der Pressemitteilung. Die deutsche Regierung hat im Dezember mit einer Änderung der Außenwirtschaftsverordnung unter anderem für die Bereiche Verteidigung oder kritische Infrastrukturen die Hürden für ausländische Investoren erhöht.

Für die kommenden Monate erwartet Sun weiterhin relativ wenige Übernahmen durch chinesische Investoren. Mittelfristig rechnet sie aber mit einem deutlichen Anstieg der Aktivitäten. Weiter steigen werde die Bedeutung chinesischer Private Equity- und Investmenthäuser, die im Ausland bereits US-Dollar oder Euro besitzen.

(APA/DPA)

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