Bankerin vergab Kredite an Zahlungsunfähige: Drei Jahre teilbedingte Haft

Der Schaden für die Bank betrug mehr als 300.000 Euro. Die 60-Jährige eröffnet fiktive Konten, um die Löcher zu stopfen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Die 60-Jährige ist Freitagnachmittag zu drei Jahren Haft, davon ein Jahr unbedingt, verurteilt worden. Der Richterspruch ist bereits rechtskräftig. Erschwerend wurde der lange Tatzeitraum von zehn Jahren und die hohe Faktenzahl gewertet. Mildernd waren die Unbescholtenheit der Frau, ihr Geständnis und die teilweise Schadenswiedergutmachung.

Die bereits pensionierte Bankbeamtin war mit einer Anklage konfrontiert , weil sie Kredite für Kunden genehmigte, die die Raten eigentlich gar nicht zahlen konnten. Indem sie fiktive Konten eröffnete, versuchte die 60-Jährige, das zu Unrecht herangezogene Bankvermögen wieder auszugleichen. Dabei entstand am Ende ein Schaden von über 300.000 Euro.

Die Frau, die sich wegen betrügerischen Datenverarbeitungsmissbrauchs verantworten musste, arbeitete seit ihrem 17. Lebensjahr in der renommierten Bank in Wien. 2001 wurde sie mit der Aufgabe der Finanzierung von kleineren Beträgen von bis zu 300.000 Euro betraut. 2004 passierte ihr dann ein Fehler und der Missbrauch nahm seinen Lauf. Ein Künstler, der bereits seit Jahren einen Kredit bei der Bank hatte, bat die 60-Jährige um eine Aufstockung, um sich ein Atelier samt Renovierung leisten zu können. Die Bankbetreuerin sagte die rund 100.000 Euro zu, ohne die Überprüfung des Kreditmanagements abzuwarten.

Fiktive Konten eröffnet

Der Künstler unterschrieb den Kaufvertrag für das Atelier, sagte aber nicht, dass er seinen Job in einem Museum verloren hat. Somit genehmigte das Kreditmanagement die Vergabe des Geldes nicht. "Ich war zu voreilig", sagte die Beschuldigte. Zunächst versuchte die 60-Jährige noch mit ihrem zur Verfügung stehenden Pouvoir (die Höhe der an einen Mitarbeiter der Bank verliehenen Kompetenz zur Kreditvergabe; Anm.) auszugleichen. Doch als die Ratenzahlungen des mittlerweile freischaffenden Künstlers - rund 1.000 Euro im Monat - ausblieben, versuchte sie die Löcher zu stopfen, indem sie fiktive Konten eröffnete.

Dazu nahm sie entweder die Namen bestehender Kunden oder fiktiver Personen. Die nun zu Verfügung stehenden Gelder - u.a. erweiterte sie den Kontorahmen - überwies sie auf jene Konten, wo Geld fehlte. Das ging zehn Jahre gut, ehe die Causa aufflog. Ein Kunde informierte kurz vor der Pensionierung der 60-Jährigen die Bank, dass auf seinen Namen ein Konto lief, von dem er keine Kenntnis hatte. Die Revision der Bank ergab schließlich, dass ein Schaden von mehr als 300.000 Euro entstanden ist.

"Ich war in so einer Spirale"

"Ist es nicht einfacher zu sagen, dass der Kredit geplatzt ist", fragte Schöffensenatsvorsitzender Philipp Schnabel. "Ich hab' das nicht können. Ich war extrem überlastet. Ich war in so einer Spirale", sagte die 60-Jährige. "Die Zinsen, die Gebühren, die Zinsenzinsen - das alles hat mich fertig gemacht." Die Angeklagte lebte ständig in Angst aufzufliegen, verlor bald den Überblick über ihre Korrekturbuchungen. "Sogar aus dem Urlaub habe ich angerufen und gefragt, ob alles passt." Um ihren eigenen Lebensunterhalt auch finanzieren zu können, hat sich die Pensionistin ebenfalls rund 500 Euro pro Monat aus den Geldern genommen.

"Ich hab' gewusst, wenn ich in Pension gehe, wird das Konstrukt zusammenfallen. Ich hab' aber nicht mehr gewusst, wie hoch der Schaden ist", sagte die 60-Jährige. Die Frau hat etwa auch einem ausländischen Kunden ein Sparbuch mit rund 20.000 Euro überreicht, um dieses bei den Behörden vorzulegen. Erst mit der Bestätigung, Geld auf dem Konto zu haben, hätte er seine Familie nach Österreich holen können. "Ich hab' geglaubt, er wird mir das Sparbuch zurückgeben, hat er aber nicht." Mittlerweile hat die Frau 41.000 Euro Schaden wieder gut gemacht.

(APA)

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